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ANFANG - Entwicklung eines Konzepts zur Förderung nachhaltiger Mobilität im ländlichen Raum bei Familiengründung

Ziele/Ideen

In sogenannten Lebensumbruchs-Phasen, wie z.B. der Geburt eines Kindes, verändern Personen ihr Mobilitätsverhalten. Nachhaltiges Mobilitätsverhalten wird zugunsten des motorisierten Individualverkehrs aufgegeben, Daten über das tatsächliche Ausmaß dieser Veränderung sind in Österreich jedoch kaum erhoben. In Deutschland zeigte sich, dass besonders Rad- und Fußwege zurückgehen, wenn Kinder im Haushalt leben – die Sorge um die Sicherheit der Kinder bzw. die Unsicherheit über den Komfort lässt aktive Mobilitätsformen unattraktiv erscheinen. Auch die Länge der Wege und die Anzahl der zusätzlichen Wege, die für Kinder zurückgelegt werden (Arzttermine, Freizeitwege etc.), stellen für Erwachsene eine Barriere dar, diese Wege mit Kindern zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen. Der Umstand, dass Familienmobilität oft gleichgesetzt wird mit Automobilität, ist neben der Tatsache, dass es mitunter kaum „familienfreundliche“ Angebote gibt, auch auf mangelnde Information über bestehende Angebote, sich mit Kindern körperlich aktiv fortzubewegen, zurückzuführen.

Kurzbeschreibung

Ziel des Projektes ist es Familien mit Kleinkindern Alltagswege zu Fuß oder mit dem Rad zu attraktivieren, so dass sie einerseits weniger auf die PKW-Nutzung angewiesen sind und andererseits mehr Bewegung in den Alltag integrieren. Dazu wird im Projekt ANFANG ein Konzept zur Förderung einer nachhaltigen und familienfreundlichen Mobilität entwickelt. Die dabei notwendigen Daten werden mittels Interviews mit (werdenden) Eltern, einer speziellen Auswertung der im Zuge von Österreich unterwegs erhobenen Daten sowie Interviews mit politischen EntscheidungsträgerInnen ermittelt.
Das „ANFANG-Konzept“ beinhaltet die Wünsche, Barrieren, Potentiale und Hemmnisse für nachhaltige Familienmobilität von Eltern sowie die am Markt vorhandenen nachhaltigen Mobilitätsangebote für Jungfamilien. Die darin entwickelten Lösungsansätze werden am Beispiel zweier exemplarischer Kooperationsgemeinden (Langenzersdorf und Spillern) auf Praxistauglichkeit getestet.

Resultate

Die Ergebnisse der Auswertung der in Zuge von Österreich Unterwegs erhobenen Daten zeigen signifikante Unterschiede im Mobilitätsverhalten zwischen Personen die mit Kindern unter 6 Jahren in einem gemeinsamen Haushalt leben und Personen ohne Kinder. Jungfamilien sind mobiler, legen aber pro Tag in Summe kürzere Strecken zurück. Ein durchschnittlicher Weg ist außerdem von kürzerer Dauer. In beiden Gruppen dienen anteilsmäßig die meisten Wege der Arbeit, allerdings spielen Bring- und Holwege für Jungfamilien die zweitwichtigste Rolle. Beim Verkehrsmittel ist in beiden Gruppen der Pkw dominierend. Zwischen ⅔ und ¾ aller Wege werden damit zurückgelegt. In Jungfamilien ist der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Wege mit 18% für den untersuchten zentralen Raum relativ hoch. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass diese Fußwege hauptsächlich in der Freizeit durchgeführt werden, während bei Wegen, die im Zuge der täglichen Routinen durchgeführt werden, der Pkw dominiert. Besonders Bring- und Holwege, wo einer der Grundsteine für das spätere Mobilitätsverhalten der Kinder gelegt wird, sind jene Wege, die anteilsmäßig am häufigsten mit dem Pkw durchgeführt werden. Da fast die Hälfte dieser Wege nach höchstens 2,5 Kilometern (fast 80% nach 5km) enden, bieten sie ein großes Potenzial für aktive Mobilität.

Im Zuge der qualitativen Interviews mit den Jungfamilien wurden diesen, neben Fragen zum Mobilitätsverhalten mit und ohne Kinder, auch Fragen nach ihren Einstellungen, ihren Wünschen und Ängsten in Bezug auf aktive Mobilität gestellt. Aus den Antworten kristallisierten sich 3 Typen von Familien heraus, die sich hinsichtlich ihrer Einstellung und ihres Verkehrsverhaltens voneinander unterscheiden:
• Die Aktiv-mobile Familie: Arbeits-, Einkaufs-, Begleit-, Freizeitwege etc. werden bewusst zu Fuß oder mit dem Rad erledigt. Im Vordergrund stehen die Bewegung und die Gesundheit. Diese Familien besitzen einen Pkw, wobei dieser die meiste Zeit steht und vor allem für Arztwege und Großeinkäufe, herangezogen wird bzw. falls Zeitknappheit besteht auch für andere Wege z.B. Begleitwege. Für Arbeitswege werden bei diesen Familien vorwiegend aktiv mobile Fortbewegungsarten genutzt. Bei einem attraktiven Car-Sharing Angebot könnte auf einen eigenen Pkw verzichten werden. Diese Familien besitzen meist mehr als ein Fahrrad pro Familienmitglied und für den Transport der Kinder stehen mitunter Kindersitz als auch Radanhänger bzw. Lastenfahrrad zur Verfügung. Für öffentliche Verkehrsmittel werden zum Teil Zeitkarten und auch Vorteilskarten verwendet. Die Versorgungseinrichtungen (z.B. Lebensmittelgeschäfte, Ärzte) werden primär im Ort bzw. in der Umgebung in Anspruch genommen.
• Die multimodale (auto)mobile Familie: Der Pkw wird für Freizeitwege, Großeinkäufe, Begleitwege verwendet. Arbeitswege werden mitunter öffentlich zurückgelegt. Wege im Ort meist zu Fuß oder mit dem Rad erledigt. Die Versorgungseinrichtungen im Ort werden zeitweilig genutzt. Bei Ausflügen wird auch auf den Öffentlichen Verkehr zurückgegriffen, sofern das Ausflugsziel öffentlich gut erreichbar ist. Diese Familien verfügen meist über zwei mitunter aber auch nur über einen Pkw. Der Besitz zumindest eines eigenen Pkw wird als Notwendigkeit erachtet.
• Die Auto-mobile-Familie: Der Pkw wird für die meisten Wege verwendet, ob Arbeitswege, Begleitwege zum Kindergarten, Wege zu Freizeiteinrichtungen, Arztbesuche etc. Diese Familien besitzen zwei Autos, d.h. sowohl der Mutter als auch dem Vater steht jederzeit ein Pkw zur Verfügung. Auf einen bzw. zwei Pkw zu verzichten, wird nicht in Betracht gezogen. Car-Sharing Angebote stellen keine attraktive Alternative dar. Zu Fuß gehen (spazieren, wandern) und Rad fahren werden als Freizeitbeschäftigung ausgeübt. Freizeitaktivitäten werden meist außerhalb der Umgebung unternommen und die Versorgungseinrichtungen im Ort kaum genutzt.


Einreicher

Herr Dipl.-Ing. Dr. Oliver Roider

Partner

Factum - apptec Ventures GmbH: Unternehmenspartner, Qualitative Erhebung und Auswertung, Arbeit mit Modellfamilien

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