Wir verwenden Cookies um Ihnen bestmöglichen Service zu bieten. Indem Sie diese Seite nutzen, erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.

Barrierefreie Berollbarkeit von Straßenbelägen

Symbolfoto_VCÖ-Mobilitätspreis 2023
Copyright: Katharina Lutzky

Ziele/Ideen

Pflasterflächen sind oft ein Erfordernis des Ortsbildschutzes und lassen Oberflächenwässer gut versickern, was aufgrund zunehmender Starkregenereignisse wünschenswert ist. Sie können aber bezüglich Gehkomfort und Barrierefreiheit problematisch sein. Fugen verursachen beim Befahren mit Rollstühlen Ganzkörpervibrationen, welche nach Frequenz, Stärke und Dauer unangenehm bis gesundheitsgefährdend sind. Pflasterbeläge sind daher für Menschen, die auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, potentielle Barrieren. Die UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet Österreich, Menschen mit Behinderung nicht zu diskriminieren. Lt. ÖNORM B 1600 müssen Bodenbeläge im Freien leicht und erschütterungsarm berollbar sein. Pflasterbeläge sind nicht einheitlich: raue, gespaltenen Granitsteine oder große Platten aus Betonsteinen, parallel oder bogenförmig verlegt, unterschiedliche breite Fugen etc. Im Projekt wurde untersucht, welche Merkmale eine Pflasterfläche barrierefrei berollbar machen.

Kurzbeschreibung

Pflasterbeläge mit breiten Fugen lassen Oberflächenwässer gut versickern, sind aber bezüglich Gehkomfort und Barrierefreiheit problematisch. Das Befahren mit Rollstühlen verursacht Ganzkörpervibrationen, deren Effekt von unangenehm bis gesundheitsgefährdend reicht. Ziel des Projekts war die Untersuchung des Einflusses der Merkmale Plattenformat, -material, -qualität, Art des Pflasterverbands sowie Fugenart, -breite und –tiefe auf die barrierefreie Berollbarkeit. Dazu wurden an 90 Wiener Testorten vibrationsbedingte Beschleunigungen mit einem an Rollstühlen montierten Smartphone gemessen und ausgewertet. Die Messfahrten wurden von Institutsangestellten und 19 Personen, welche im Alltag auf einen Rollstuhl angewiesen sind, durchgeführt. Folgende Empfehlungen können abgeleitet werden: Barrierefrei berollbare Pflasterflächen sind aus Betonwerksteinen oder geschnittenen Granitwerksteinen, haben ungebundene Fugen mit kleiner Fase, einer Breite bis 10 mm und einer Tiefe bis 5 mm.

Resultate

Der Endbericht ist online öffentlich verfügbar. Barrierefrei berollbare Pflasterflächen sind aus Betonwerkstein oder Naturwerkstein Granit geschnitten und sandgestrahlt, haben eine Fugenbreite und –tiefe von max. 10 bzw. 5 mm und größere Plattenformate. Die barrierefreie Nutzbarkeit des öffentlichen Raums für Alle ist ein wichtiges gesellschaftliches Ziel und hat einen sehr hohen sozialen Mehrwert. Die Ergebnisse des Projekts helfen dabei, Barrieren zu identifizieren und abzubauen. Gleichzeitig ermöglichen sie einen Ausgleich mit den Ansprüchen des Ensembleschutzes und der Versickerung. Die Ergebnisse wurden 2022 dem österreichischen Behindertenrat, den Mobilitäts-Scouts und der Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung vorgestellt. Auf Basis der Ergebnisse wurde ein Kapitel des Planungshandbuchs Barrierefreiheit gestaltet. Im Herbst 2022 wurde das Institut Verkehrswesen von der Stadt Salzburg beauftragt, die entwickelte Methode in der Salzburger Innenstadt anzuwenden.

Einreicher

Institut für Verkehrswesen, Universität für Bodenkultur Wien

Partner

Stadt Wien - MA28 Straßenverwaltung und Straßenbau: Auftraggeber

Mobilitätsagentur Wien: Projektidee, Projektbegleitung

auf Facebook teilen twittern