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DIE WOHNSTRASSE BLÜHT AUF

DIE WOHNSTRASSE BLÜHT AUF
Anwohner-Feedback. Foto kann auch extra gesandt werden.

Ziele/Ideen

2018 stellten wir von space and place uns erstmals die Frage „Was ist das Konzept der Wohnstraße? Warum werden sie heutzutage nicht so genutzt, wie es von den Initiator*innen vorgesehen und auch gesetzlich verankert ist?“ (siehe z.B. § 76b der österreichischen Straßenverkehrsordnung). Hier dürfen wir laut Gesetz und ohne weitere Erlaubnis mitten auf der Wohnstraße spazieren. Wir können dort spielen – sogar (Fuß-)Ballspiele sind erlaubt. Wir können mit dem Rad gegen die Einbahn fahren und Gegenstände wie Liegestühle in freien Parklücken platzieren, während man sich selbst dort aufhält. All das ist erlaubt, solange wir auf andere Nutzer*innen der Wohnstraße Rücksicht nehmen und Autos nicht daran hindern in Schrittgeschwindigkeit zu- oder abzufahren. Und trotzdem, kaum jemand nutzt eine der mehr als 220 Wohnstraßen in Wien, welche als erweitertes Wohnzimmer für Anwohner*innen, Nachbar*innen und andere Interessierte dienen können.
Im Rahmen unserer Stadtarbeit und Stadtforschung fanden wir vier wesentliche Gründe heraus, warum dies der Fall ist: Es gibt zu wenig Informationen, wie man Wohnstraßen nutzen kann. Die Wohnstraße lädt meist nicht zum Verweilen ein. Autos dominieren die Wohnstraße und Menschen fühlen sich dort nicht sicher. Viele Wiener*innen sind auch nicht daran gewöhnt, die Wohnstraße für sich einzunehmen – es gibt keine „Kultur des Wohnstraßenlebens“.

Durch eine permanente künstlerische Intervention hat space and place schließlich 2020 ein Statement im 15. Wiener Gemeindebezirk gesetzt, das über den Bezirk hinauswirkt. Die Bemalung des Straßenbelags in den Wohnstraßen Markgraf-Rüdiger-Straße / Langmaisgasse mit überdimensionalen Blumen (nach einem Entwurf der Künstlerin Julia Scharinger-Schöttel) bringt seither die Straße im wahrsten Sinne des Wortes zum Erblühen. Das Design fungiert einerseits als Signal an Autofahrer*innen und fordert sie auf, vom Gas zu steigen. Andererseits bietet es einen Mehrwert für die Anwohner*innen: Die Wohnstraße wurde aufgewertet und entschleunigt, ja als „Blumen-Wohnstraße“ zum Open Air-Treffpunkt. Gerade im 15. Bezirk mit seiner heterogenen Nachbarschaft (von alteingesessen über migrantisch bis jung-alternativ) besteht nunmehr die Chance, sehr unterschiedliche Menschen an einem Ort zusammenzubringen. Dass die Blumen-Wohnstraße 2020 auf unsere Anregung hin während der Sommermonate als „coole Straße“ genutzt wurde, unterstützte unser Anliegen.

Kurzbeschreibung

space and place hat im Rahmen von sogenannten #wohnstrassenleben Aufklärung betrieben, was auf Wohnstraßen alles möglich ist. Bei gemeinsamen Happenings wurden auf der Straße Wohnräume simuliert, es wurde getafelt, Musik gemacht, Schach gespielt, Möbel gebaut, Kleider getauscht, Bilder gemalt und ausgestellt, es wurde musiziert und getanzt ... Doch der Faktor des fehlenden Sicherheitsgefühls blieb ein Kernproblem. Besonders die Markgraf-Rüdiger-Straße im 15. Bezirk hinter der Stadthalle ist eine stark vom Durchzugsverkehr geplagte Wohnstraße. So entstand die Idee, durch eine permanente künstlerische Intervention – die Bemalung des Straßenbelags in der Markgraf-Rüdiger-Straße / Langmaisgasse mit überdimensionalen Blumen – ein Statement zu setzen und die Straße bzw. das gesamte Grätzel im wahrsten Sinne des Wortes zum Aufblühen zu bringen. Unsere Vision: Wiens Wohnstraßen mit den Mitteln der Kunst eine neue Identität verleihen und in urbane Wohlfühl- und Klimaoasen verwandeln!

Resultate

Städte sind durch den Klimawandel gerade im Begriff sich stark zu wandeln. Mit der beschriebenen Kunstaktion leisten wir einen Beitrag zu einer ökologischeren Stadtentwicklung. Wir regen zu einer neuen differenzierten Wahrnehmung des städtischen Raumes an sowie dazu, neue soziale Räume zu öffnen und Dialoge zu führen. Durch unsere #wohnstrassenleben initiieren wir eine „Kultur des Wohnstraßenlebens“ brechen internalisierte Muster der Wahrnehmung von Straßen als reine „Autostraßen“ auf.
Dass sich der Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus für das Projekt „Straßenbemalung“ engagierte und das Kunstwerk auf der Straße schlussendlich finanzierte, passierte nicht von heute auf morgen. Dieses Engagement ist mithin Output einer mehrjährigem Projektarbeit auf der Wohnstraße.

Nun, 2024, sind die Blumen durch die darüberfahrenden Autos teilweise verschwunden. Wir machen uns dafür stark, dass die Farbe wieder aufgefrischt wird. Außerdem setzen wir uns dafür ein, dass dieses Grätzel aus mehreren Wohnstraßen (1. Wiener Wohnstraßen-Grätzel) um zwei weitere erweitert und verkehrsberuhigt wird. Eine Forderung unserer Petition war die Umkehrung der Einbahnstraße Markgraf-Rüdiger-Straße. Dies wird noch 2024 umgesetzt.

Wie auf unserer Website nachgelesen werden kann, wurden #wohnstrassenleben in einem ersten Testlauf im Jahr 2018 im Fokusgebiet des 15. und 16. Wiener Gemeindebezirks realisiert und in den Folgejahren auf weitere Regionen ausgeweitet (vgl. http://spaceandplace.at/kompetenzzentrum-wohnstrassenkultur).

Bei der Ausgestaltung von Aktivitäten kooperiert space and place immer mit lokal ansässigen Initiativen und Vereinen und mit Menschen und Institutionen, denen die Eroberungen von neu zu erschließenden sozialen Räumen Spaß macht. Es stellt die Ergebnisse der eigenen Forschungen auch bei nationalen und internationalen Kongressen und Veranstaltungen vor und erforscht seit 2023 im Rahmen des EU-Projektes StreetForum Tools zur Ausverhandlung des öffentlichen Raums Wohnstraße.

Unser Wohnstraßen-Projekt wurde von den Medien entdeckt und kommentiert. Wir waren im Fernsehen und Radio zu Gast und unsere Aktivitäten wurden in verschiedenen Print-Medien beschrieben (mehr dazu unter http://spaceandplace.at/presse). Mehrere Bezirksvorsteher*innen, Schulen und Kreative haben auf unsere Initiative reagiert und uns um Rat gefragt, wie sie #wohnstrassenleben in ihren Bezirken realisieren können. So hat sich space and place über die Jahre als Kompetenzzentrum Wohnstraßenkultur entwickelt. Es war von Anfang an erklärtes Ziel des Projektes, dass sich unsere Ideen herumsprechen und auch in der einen oder anderen Art übernommen und weiterentwickelt werden können. Mittlerweile werden viele engagierte Anwohner*innen und Initiativen auf „ihren“ Wohnstraßen aktiv, unter anderem am jährlich im September stattfindenden „Tag der Wohnstraße“.

Einreicher

space and place

Partner

space and place: Initiator, Kurator - Stadtarbeit & Stadtforschung

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