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Ein Werkzeug zur Unterstützung klimaresistenter Radverkehrsplanung

Ziele/Ideen

Radfahren stellt eine wichtige Alternative zum Auto dar, besonders in Städten. Es fördert die Gesundheit, spart Platz und ist umwelt- und klimafreundlich. Eine wachsende Zahl von Städten hat sich daher zum Ziel gesetzt, urbanes Radfahren attraktiver zu machen. Die Attraktivität urbanen Radfahrens wird von unterschiedlichsten Faktoren beeinflusst, wie etwa (gefühlte) Sicherheit oder vorhandene Infrastruktur (Radwegenetz, sichere Abstellbereiche, Duschen am Arbeitsplatz etc.). Aber auch Wetter und Klima beeinflussen maßgeblich das Verhalten von Radfahrerinnen und Radfahrer. Gerade im Angesicht des Klimawandels stellen klimatische Aspekte daher einen mitzuberücksichtigenden Faktor dar, wenn es darum geht, Komfort und Attraktivität des urbanen Radfahrens zu erhöhen. Kenntnis über die gegenwärtige und zukünftige Klimaattraktivität einer Stadt für das Radfahren ermöglicht beispielsweise die Identifizierung von Bereichen, die derzeit und/oder in Zukunft besonders häufig unattraktiven Bedingungen wie übermäßiger Hitze oder starkem Wind ausgesetzt sind und daher besonderer Anpassungsmaßnahmen zur Stärkung der Klimaresilienz des urbanen Radfahrens - bzw. der aktiven Mobilität im Allgemeinen - bedürfen.

Kurzbeschreibung

Ziel der Forschungsarbeit, die im Rahmen des von der EU geförderten Projekts Climate-fit.city (http://climate-fit.city) durchgeführt wird, ist die Entwicklung eines Klimaservices, das darauf abzielt, speziell auf die Radverkehrsplanung zugeschnittene klimabezogene Informationen bereitzustellen und so die Bestrebungen zur Steigerung des Komforts urbanen Radfahrens zu unterstützen und den Radverkehr klimafit zu machen. Der Prototyp wurde anhand der Pilotstadt Wien in einem Co-Designprozess zwischen den Forschungseinrichtungen JOANNEUM RESEARCH (AT) und VITO (BE) sowie dem Start-up Bike Citizens (AT) entwickelt. Das Service verwendet Stadtklimadaten zusammen mit Radverkehrsdaten (automatische Messstationen und GPS-Tracks) um die Sensitivität der Radfahrerinnen und Radfahrer einer Stadt in Bezug auf Schwankungen in den meteorologischen Bedingungen zu untersuchen sowie die derzeitige und zukünftige Klimaattraktivität einer Stadt für das Radfahren zu bewerten.

Resultate

Neben der Pilotstadt Wien wird das entwickelte Service derzeit gerade auf die Städte Bremen und Berlin angewendet. Für die Pilotstadt Wien ergab die Serviceanwendung, dass Wiener Radfahrerinnen und Radfahrer recht sensitiv auf Schwankungen in den meteorologischen Bedingungen reagieren. Niederschlag, eine Schneedecke und – in geringerem Maße – auch Wind wirken sich negativ auf das Wiener Radverkehrsaufkommen aus. So geht etwa ein komplett verregneter Tag mit einer Reduktion des Radverkehrsaufkommens um etwa 2/3 gegenüber einem Tag ohne Niederschlag einher. Im Gegensatz dazu weist die gefühlte Temperatur einen nichtlinearen Effekt auf: Sowohl zu kalte als auch zu heiße Bedingungen reduzieren das tägliche Radverkehrsaufkommen. Insgesamt reagieren Routen im inneren Teil der Stadt weniger empfindlich auf Schwankungen in den meteorologischen Bedingungen als solche in äußeren Teilen. So gewinnen beispielsweise viele Straßen in der Innenstadt an nassen Tagen an relativer Bedeutung. Mögliche Gründe hierfür sind u.a. ein größerer Anteil an kurzen Wegdistanzen und eine höhere gefühlte Sicherheit. Für Wien zeigt das Service ein hohes theoretisches Potential für eine erhebliche Steigerung der Fahrradnutzung (+70%), wenn es gelingt, die Sensitivität der Radfahrerinnen und Radfahrer gegenüber Schwankungen in meteorologischen Bedingungen zu verringern. Während die Klimaattraktivität Wiens für das Radfahren in Zukunft während der meisten Monate voraussichtlich zunehmen wird, sind für Juli und August aufgrund des deutlichen Anstiegs an heißen Tagen ohne entsprechende Anpassungsmaßnahmen Einbußen in der Klimaattraktivität zu erwarten.

Einreicher

JOANNEUM RESEARCH

Partner

Bike Citizens Mobile Solutions GmbH: Projekt- und Serviceentwicklungspartner

VITO: Dirk Lauweat

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