Einstreifige Kernfahrbahn und Schutzstreifen – mehr Sicherheit für Fuß- und Radverkehr
Jahr: 2025
Ziele/Ideen
Das niederländische Regelwerk enthält Optionen für die Markierung bis hin zu einer einstreifigen Kernfahrbahn. In diesem Modell müssen Kfz bei Begegnung die Schutzstreifen überfahren und so in den Raum des Radverkehrs ausweichen. Dieser Ansatz hat sich vielfach bewährt. Die französische Straßenverkehrsordnung wurde nach Verkehrsversuchen im Jahr 2015 für neue Markierungsvarianten bei Schutzstreifen für den Radverkehr geöffnet. In der Schweiz laufen seit 2019 erfolgreiche Verkehrsversuche mit schmaler Kernfahrbahn, die aufgrund der positiven Erfahrungen nicht mehr zurückgenommen wurden.
In Deutschland fehlen bisher Erkenntnisse zur Wirkung einstreifiger Kernfahrbahnen mit Schutzstreifen. Aufgrund eines notwendigen Netzschlusses für den Radverkehr und fehlender baulicher Optionen hat die Stadt Heusenstamm 2022 initiiert durch die Hochschule die Rahmenbedingungen für einen Verkehrsversuch mit einstreifiger Kernfahrbahn und Schutzstreifen geschaffen.
Kurzbeschreibung
In der Praxis werden Schutzstreifen häufig von Kfz auch außerhalb von Begegnungssituationen mitgenutzt. Die Begrenzungslinie wird als Leitlinie missverstanden. Der nach StVO vorgeschriebene Sicherheitsabstand innerorts von 1,50 m zum Radverkehr wird dadurch oft unterschritten. Bei einer Kernfahrbahnbreite von bis zu 4,50 m bleiben diese Fahrzeuge im Begegnungsfall hinter den Radfahrenden.
Insbesondere Fahrbahnbreiten zwischen 6,0 und 8,0 m stellen eine Herausforderung dar, da hier die Interessen von Radfahrenden, Kfz-Verkehr und zu Fuß Gehenden häufig im Konflikt stehen. Aufgrund baulich fehlender Optionen wurde im Rahmen eines Verkehrsversuch eine neue Querschnittsaufteilung mit schmaler Kernfahrbahn (3,00 m) und beidseitigen Schutzstreifen (1,50 m) in Heusenstamm getestet, um einen verbesserten Schutz des Fuß- und Radverkehrs zu erreichen.
Resultate
– Die veränderte Querschnittsaufteilung verursacht keine signifikanten Veränderungen im Verkehrsfluss für den Kfz-Verkehr. Die Anzahl der Kfz ist leicht rückläufig.
– Durch die Verdeutlichung der Verkehrsräume verringern sich Konflikte. Sie tragen zu einem verbesserten Überholverhalten des Kfz-Verkehrs bei. Dabei werden die Schutzstreifen regelmäßig bei Kfz-Begegnungen genutzt, was zu größeren Überholabständen gegenüber Radfahrenden führt.
– Neben der objektiven Sicherheit steigt auch das subjektive Sicherheitsgefühl und fördert die Nutzung der Fahrbahn durch Radfahrende. Die Anzahl der Radfahrenden ist gestiegen.
– Die Verlagerung des Radverkehrs auf die Fahrbahn macht Wege für den Fußverkehr sicherer und komfortabler. Konflikte zwischen Fuß- und Radverkehr im Seitenraum wurden nicht mehr beobachtet.
Partner
Stadt Heusenstamm: umsetzende Kommune