RUDi – Erschließung der Last Mile im Unteren Drautal
Jahr: 2020
Ziele/Ideen
Speziell in ländlichen Regionen bietet das öffentliche Verkehrsangebot keine echte Alternative zum Gebrauch eines eigenen PKWs. Abseits des Schul- (6 bis 8 Uhr) und Feierabendverkehrs (14 bis 18 Uhr) gibt es dort wenige Verbindungen. Zudem erschwert oft die spezielle topologische Lage (z.B. Täler) die Erreichbarkeit des öffentlichen Nahverkehrs. Auch für Personen mit Bewegungseinschränkungen, die den Weg bis zu großen, öffentlichen Haltestellen nicht schaffen, braucht es koordinierte und effiziente Mobilitätsangebote. Die Bedürfnisse der EinwohnerInnen decken sich in vielen Regionen Österreichs nicht mit dem Verkehrsangebot und im Vergleich zum individuellen Verkehr (PKW) ist die Nutzung des öffentlichen Verkehrs (ÖV) aufwändig und kostenintensiv.
Öffentliche Aktionspläne und Handbücher zu Mobilität beschäftigen sich mit einer nutzenstiftenden und kosteneffizienten Umsetzung von bedarfsorientierten Verkehrsmodellen. Anfang 2020 positioniert auch die österreichischen Regierung die Etablierung einer Shared-Mobility Strategie, die vorsieht, dass Mobilitätsangebote als „Mobility as a Service“ über eine zentrale Plattform gebucht werden können. Damit bedarfsorientierter Mikro-ÖV in ländlichen Regionen mit öffentlichem Verkehr und z.B. Car-Sharing oder Bike-Sharing Diensten koordiniert und kombiniert werden kann, bedarf es Algorithmen, die diese Planungsaufgaben bewältigen und Schnittstellen, die die Daten von einer Plattform zur nächsten bringen. Aktuell wird die Planung von Mikro-ÖV-Diensten (Planung FahrerInnen, Touren und Routen) in vielen Regionen meist manuell bzw. mit einfachen Hilfstools durchgeführt. Selbst Softwareapplikationen zur Koordination von bis zu 5 Fahrzeugen können aufgrund fehlender oder unpassender Dispositionsalgorithmen ihre Flotte nicht optimiert, und daher nicht klimaverträglich und ressourceneffizient einsetzen.
Kurzbeschreibung
Öffentliche Verkehrsmittel sind in dünn besiedelten Gebieten mit wirtschaftlichen Herausforderungen in Hinblick auf Angebot, Auslastung und Qualität konfrontiert. In der Kärntner Region Unteres Drautal leben rund 14.000 Personen zwischen Spittal/Drau und Villach verstreut und teils weitab von der Hauptverkehrsroute im Talboden. Die Rufbus Unteres Drautal interkommunal (RUDi) Entwicklungs- und Umsetzungspartner Verkehrsverbund Kärnten, MLG Mikromobilitäts- und Logistikmanagement, Bacher Touristik und Hex schufen gemeinsam ein innovatives, integriertes Mikro-ÖV-Angebot, das digital buchbar, koordinierbar und abwickelbar ist. So wurden Fahrzeuge bereitgestellt, ein Preismodell erarbeitet und die Öffentlichkeit informiert. Die Hex GmbH entwickelte eine maßgeschneiderte Softwarelösung, die die automatisierte, mathematisch optimierte Touren- und Routenplanung der Fahrzeugflotte übernimmt und mit Herbst 2019 startete der Betrieb des Mobilitätsservices über die Plattform fahr-rudi.at.Resultate
Der umweltbezogene Mehrwert hinter einer optimierten Tourenplanung ist eine Fahrgastbündelung/Erhöhung des Besetzungsgrades, was sich positiv auf eine Reduktion von CO2-Emissionen auswirkt. Insbesondere berücksichtigen die Tourenplanungsalgorithmen das intermodale Transportangebot, sodass Fahrgäste bei entsprechender Verbindung zum/und vom öffentlichen Verkehr gebracht werden und einen Teil des Weges mit dem Linienverkehr reisen.
Der soziale Mehrwert ist eine Verdichtung des Verkehrsangebots für die Personen in der Region. Während der Ausgangsbeschränkungen im Zusammenhang mit COVID-19 konnten die Fahrzeuge auch für die Zustellung von Lebensmitteleinkäufen und Medikamenten gebucht werden. Darüber hinaus sollen in Zukunft neben Personen z.B. auch Pakete transportiert werden.
Der erfolgreiche Betrieb brachte den Entwicklungspartnern zahlreiche interessierte Anfragen zum Mobilitätskonzept und zur Software und deren Einsatzmöglichkeiten in weiteren Regionen in Österreich, Deutschland und Italien ein. Vom Klima- und Energiefonds wurde die Softwarelösung “hex.drive” unter die TOP10 Projekte des Inkubators greenstart gewählt, wo das Geschäftsmodell hinter der Softwarelösung professionell weiterentwickelt wird.
Partner
MLG Mikromobilitäts- und Logistikmanagement GmbH: Projektpartner
Bacher Touristik GmbH: Projektpartner
VKG – Verkehrsverbund Kärnten GesmbH: Projektpartner