Way-Key
Jahr: 2018
Bundesland: Wien
Ziele/Ideen
In Österreich sind etwa 1,2 Prozent der Bevölkerung an Demenz erkrankt, was einer Gesamtzahl von rund 100.000 Personen entspricht. Mit zunehmendem Alter nimmt auch die Prävalenz stark zu, was im Zuge der demographischen Alterung daher einen starken Anstieg der Zahl der Betroffenen in der Zukunft erwarten lässt.
Der Erhalt von Mobilität wirkt aus mehreren Gründen zumindest verzögernd auf den Verlauf dementieller Erkrankungen. Mangelnde Bewegung ist laut Norton et al. [1] jener Risikofaktor, der den meisten vermeidbaren Alzheimer-Demenz-Fällen in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und Europa zugrunde liegt. Der Österreichische Demenzbericht nennt als Risikofaktor bei der Entwicklung dementieller Erkrankungen: „ … weniger als 20 Minuten flotte Bewegung an drei oder mehr Tagen pro Woche oder weniger als 30 Minuten moderate Bewegung an fünf oder mehr Tagen pro Woche …“.
Da Mobilität bei Demenz aber auch Risiken wie Verlorengehen und Stürze mit sich bringt, zielen bisherige technische Lösungen in erster Linie darauf ab, die Mobilität dementiell erkrankter Menschen von außen her zu überwachen und einzuschränken oder zu verhindern. Sie unterstützen damit in erster Linie Pflegepersonal oder Angehörige und machen Personen mit Demenz zum passiven Teil der Wirkungskette. Dort, wo versucht wurde, ältere Menschen selbst durch technologische Lösungen mobil zu erhalten, wurde bisher auf Smartphones bzw. Smartwatches gesetzt, deren Handhabung demente Personen jedoch überfordert.
Das WAY-KEY Konsortium möchte existierende technische (Teil-)Lösungen der Firmenpartner in einem stark partizipatorisch ausgelegten Designprozess mit Hilfe der Wissenschaftspartner für dementiell Erkrankte zur Förderung ihrer Mobilität nutzbar machen.
[1] Sam Norton, Fiona E. Matthews, Deborah E. Barnes, Kristine Yaffe, and Carol Brayne. 2014. Potential for primary prevention of Alzheimer’s disease: an analysis of population-based data. 13, 8 (2014), 788–794. http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S147444221470136X
Kurzbeschreibung
WAY·KEY ist ein von der FFG im Schwerpunkt Mobilität der Zukunft gefördertes Projekt, dass von der Human Computer Interaction Gruppe der TU Wien geleitet wird. Ziel des Projektes ist die Entwicklung von technologischen Artefakten, um Demenzpatient/innen in anfänglichen Stadien bei der Navigation zu unterstützen. Menschen sollen dabei in ihrer autonomen Mobilität unterstützt werden und gleichzeitig von einem Sicherheitsnetz aus Familie, BetreuerInnen und Technologie aufgefangen werden, wenn es zu einer Notsituation kommen sollte.
Resultate
Erkenntnisse der Forschungsarbeit wurden in Form von 4 Prototypen umgesetzt. Alle Ergebnisse sollen ältere Menschen in autonomer Mobilität unterstützen, und weiters eine Grundlage für schnelle Hilfe durch Verwandte und Pflegepersonal schaffen. Bei den Prototypen handelt es sich um 4 technologische Artefakte:
„Kompass“: Der Kompass ist zu verwenden wie ein bekannter Kompass, nur dass er statt einer Himmelsrichtung den schnellsten Weg nach Hause anzeigt. Das Tool ist so einfach gehalten wie möglich: es speichert nur eine Adresse – die Heimadresse des/der NutzerIn – und zeigt schnellsten Weg – zB durch ein gängiges Wegfindesystem wie GoogleMaps berechnet.
„Tagesplaner“: Einer der Prototypen wird in Form eines digitalen, aber taktilen Tagesplaners umgesetzt. Dieser soll im ersten Schritt in Kooperation mit Angehörigen bzw Pflegepersonal erstellt werden können und dadurch als Anknüpfungspunkt für soziale Interaktion fungieren, sowie auch eine emotionale Bindung zu Terminen und deren Einhalten erzeugen. Des Weiteren kann ein solcher Tagesplan eine Grundlage für eine auf Dauer automatisch generierte, individuelle Tagesübersicht darstellen, die eine Schnittstelle zur Erinnerung an Alltägliches bieten kann.
„Alarmstufe Rot“: Der Prototyp “Alarmstufe Rot” beschäftigt sich mit der Analyse des Bewegungsstatus älterer NutzerInnen. Es wird ein sogenannter Geofence verwendet um festzustellen, wo NutzerInnen geplant haben sich aufzuhalten. Bei zu starker Abweichungen von dem Plan kann nachgefragt werden, ob die Abweichung durch geänderte Pläne entsteht, oder es sich um eine Notsituation handelt.
„Kontextaware“: Der Prototyp “Kontextaware” spricht Situationen an, in denen eine Person einen momentanen Orientierungsverlust erleidet und Hilfe benötigt und besteht aus einem Notfallknopf, den ältere Menschen mit Demenz betätigen können um sich Hilfe zu holen, und einem Skript, das BetreuerInnen unterstützt eine potentiell hilfreiche Intervention zu setzen. Das Skript wird mit einer semantische Beschreibung der Standortumgebung versehen, mit Hilfe deren die Person in Not zumindest vorübergehen in Sicherheit gelotst werden kann (zB, zur nächsten überdachten Parkbank oder zu einem Kaffeehaus).
Partner
Haus der Barmherzigkeit – Akademie für Altersforschung: Forschung
Peter Purgathofer (purg@igw.tuwien.ac.at), Naemi Luckner (naemi@igw.tuwien.ac.at) Institiute of Visu