Tool zur Ermittlung der kommunalen Verkehrskosten
Jahr: 2024
Ziele/Ideen
Das Fehlen einer transparenten, methodisch anerkannten und vergleichenden Darstellung der „wahren“ Kosten des Gesamtsystems städtischer Verkehr einerseits und differenziert nach den verschiedenen Verkehrsarten andererseits, erschwert es, eine fachlich fundierte Diskussion zu führen. Auch der kommunalen Verkehrspolitik fehlt dieser transparente und verkehrsmittelübergreifende Überblick über die ökonomischen Wirkungen des städtischen Verkehrs als Entscheidungshilfe für Zuweisungen und Investitionen für eine effiziente und nachhaltige Finanzierung des städtischen Verkehrs.
Kurzbeschreibung
Zentrale Themen in der Verkehrs-, Wirtschafts- und Umweltpolitik sind die Kosten des Verkehrs und dessen Finanzierung. Neben den direkten finanziellen Wirkungen verursacht Verkehr eine Reihe externer Effekte (u.a. Unfall-, Umwelt- und Klimakosten), die jedoch nicht von den Verkehrsteilnehmenden, sondern von Dritten getragen werden. Der erste Schritt zur Beantwortung zahlreicher Fragen der Verkehrspolitik und der strategischen Verkehrsplanung stellt eine Kostentransparenz im Verkehr dar. Für eine nachhaltige und effiziente Verkehrs- und Infrastrukturplanung sind daher Erkenntnisse über die Kosten der unterschiedlichen Verkehrsarten (Fuß-, Rad-, Pkw-, Lkw-Verkehr, ÖPNV) von hoher Bedeutung. Das entwickelte Tool ermöglicht einen vollständigen und verkehrsmittelübergreifenden Überblick über die ökonomischen Wirkungen des städtischen Verkehrs, einerseits aus betriebswirtschaftlicher Sicht andererseits unter Berücksichtigung wesentlicher externer Effekte.
Resultate
Die Ergebnisse bei der Anwendung des Tools zeigen, dass i.d.R. bereits aus betriebswirtschaftlicher Sicht der Zuschussbedarf im Kfz-Verkehr im Vergleich zu den anderen Verkehrsarten am höchsten ist. Der Kostendeckungsgrad, der die Eigenwirtschaftlichkeit der verschiedenen Verkehrsarten im Stadtkonzern widerspiegelt, ist im städtischen Lkw- und Pkw-Verkehr jeweils deutlich geringer als im ÖPNV. Die gesamten externen Kosten des städtischen Verkehrs sind mindestens genauso hoch sind wie die ungedeckten kommunalen Aufwendungen des Stadtkonzerns. Dabei entfallen etwa 80-90% der externen Kosten auf den Pkw- und Lkw-Verkehr und ca. 5% auf den ÖPNV. Fuß- und Radverkehr verursachen nicht nur sehr geringe externe Kosten, sondern stiften gleichzeitig einen hohen externen Nutzen, in Form von Gesundheitsnutzen durch die aktive Fortbewegung. Nach unserer Erfahrung helfen diese Ergebnisse bei der Umsetzung einer nachhaltigen Verkehrsplanung (u.a. Akzeptanz für zusätzliche Mittel für Umweltverbund).
Fachgebiet Verkehrsplanung und Verkehrssysteme, Universität Kassel