Kommen um zu bleiben – Im Wohnquartier MGG22 auf Sommerfrische
Jahr: 2022
Bundesland: Wien
Ziele/Ideen
Die Herausforderung hoher wie leistbarer Wohnqualität im geförderten Wohnbau wurde erfolgreich bewältigt: Die laufenden Kosten für BewohnerInnen von MGG22 liegen inkl. Kühlung bei weniger als der Hälfte von Fernwärme, letztere wäre – nur zu knapp 20% erneuerbar erzeugt – annähend so klimaschädlich wie Erdgas. Mediziner/Mieter Dr. Platzer vergleicht die hochsommerliche Wirkung „gerne mit dem Kältegefühl eines dichten Waldes.“ 2020 bei 32 Grad um 17:00 wurde evaluiert. In der allseitig von der Sonne exponierten DG-Wohnung 7/24 konnte man sich selbst im Wohnraum – obwohl westseitig durchfenstert – bei sehr moderaten 23.5 Grad erholen. Dr. Michael Staudinger, der damalige ZAMG-Direktor, überzeugte sich persönlich vom „guten und angenehmen Raumklima auch bei diesen hohen Sommertemperaturen“. Da gibt es keine „unangenehme Kaltluft- und Zugsituation konventioneller Klimaanlagen mit all ihren negativen Begleiterscheinungen (z.B. Erwärmung ddes Umfeldes) bei rund 20fachen Stromkosten.
Kurzbeschreibung
Das von mir initiierte, 2019 fertigstellte Wohnquartier MGG22 gilt in der Stadt Wien – aktuell bei der IBA 2022 – als "Game-Changer" in der Energieversorgung www.iba-wien.at/projekte/projekt-detail/project/mgg22. Zero-Emission war eine wichtige Prämisse, zweitens die inmitten der Klimakrise noch zu wenig beachtete Resilienz. Der attraktive Lebensmittelpunkt von hoher Aufenthaltsqualität fördert selbstbestimmte Mobilität und Gesundheit. Dazu tragen offene Höfe – maximal vier Obergeschoße sichern den menschlichen Maßstab – sowie die Freiraumgestaltung und -nutzung („Essbare Stadt“ im Wohnquartier, der Gemeinschaftsgarten Stadtgemüse²² und das Pilotprojekt ein „Permakultur-Wald-Garten Stadlau“ in der Nachbarschaft) bei. Zu Balkonbegrünung und Querlüftung kommt die gleichermaßen sparsame wie physiologisch äußerst angenehme Kühlung über die bauteilaktivierten Decken. Zu Hause trotzt man auch den immer häufigeren sommerlichen „Hundstagen“, körperlich kaum belastet bleibt man geistig mobil.
Resultate
Die erstmals im geförderten Wohnbau eingesetzte thermische Bauteilaktivierung mit Wind(überschuss)strom und besonderer Kühlmöglichkeit ist nicht der einzige Aspekt hoher Aufenthaltsqualitäten im MGG22. Die offene, kleinteilige städtebauliche Struktur bleibt – mit zwei bis maximal vier Obergeschoßen – moderat in den Höhenentwicklungen, sodass trotz städtischer Dichte der menschliche Maßstab nicht verloren geht. Diese Maßstäblichkeit verlieren Wiens baulich immer stärker ausgereizte Wohnanlagen mit Hochhaus-Tendenz, was die BewohnerInnen nicht in ihren Wohnungen bzw. ihrem Wohnumfeld hält. Unser Konzeptplan „Essbare Stadt“ gemeinsam mit Architekt Thalbauer 2014 prägt den Freiraum von MGG22: Obstbäume, Kräuter und Beeren sind ständige Begleiter in den Höfen und Plätzen des verkehrsfreien Wohnquartiers mit Radständern direkt neben den Eingängen der Wohnungen bzw. Häuser, der schleusenfreie Fahrradraum der Häuser 6/7 ist nahe der Garagen-Rampe.
Partner
Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft „Neues Leben“: Projektpartner
FIN – Future Is Now, Kuster Energielösungen: Energieplanung
Sophie und Peter Thalbauer ZT GmbH: Architekt
Norbert Mayr – CEO M2plus Immobilien GmbH