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AVENUE21 – Automatisierter Verkehr: Entwicklungen des urbanen Europas

Ziele/Ideen

Mit der Automatisierung und Vernetzung des Verkehrs steht die Mobilität und das Siedlungs-gefüge von Städten weltweit am Beginn des 21. Jahrhunderts erneut vor einem grundlegenden Wandel, der ähnlich wie der Bau der Eisenbahn und die Ausdehnung der Automobilität einzuordnen ist. Damit gehen Chancen, Risiken und Herausforderungen einher, die sich EntscheidungsträgerInnen in Städten und Regionen rechtzeitig stellen sollten, um den Übergang in ein neues Mobilitätsystem in der „Europäischen Stadt“ von morgen aktiv mitzugestalten. Ein Fragenkomplex, der in diesem Zusammenhang bislang kaum thematisiert wurde, bilden die zeitnahen Auswirkungen der automatisierten und vernetzten Mobilität: Bislang wurden die Folgen und Herausforderungen (im Bezug zur Verkehrswende, Stadtgesellschaft, Lebensqualität, Verkehrssystem und Wirtschaftsentwicklung) einer lang andauernden Übergangszeit (das „Lange Level 4“) kaum beforscht. Mit den Ergebnissen des Projekts Avenue21 liegen nun erstmals Erkenntnisse über die zentralen zeitnahen Herausforderungen in dieser langen Übergangszeit für Kommunen und Regionen vor:
1. Die Übergangszeit wird in Europäischen Städten länger andauern als es in den meisten Modellierungsstudien vorgesehen ist (nämlich ca. 30 Jahre).
2. Die Übergangszeit wird die schwierigste Zeit, weil die Technik (der Fahrzeuge, der Ver-kehrslenkung, etc.) noch nicht ausgereift sein wird, weil im Verkehrssystem ganz unterschiedlich weit entwickelte technologische Fahrzeuge auf der Straße sein werden, weil die Akzeptanz der Bevölkerung (noch) gering sein wird und weil Politik und planende Ver-waltungen noch eine geringe Erfahrung in der Prozesssteuerung haben werden.
3. Die lange Phase ist zudem finanziell schwierig, weil Investitionen in die Infrastruktur, die Forschung und begleitende Maßnahmen vorgenommen werden müssen und weil die Vorteile (betriebswirtschaftliche im ÖPV oder Lieferverkehr, optimale Verkehrslenkung, Absenken der Zahl und Schwere der Unfälle, andere Verwendung der Fahrzeit, Unterstützung stark mobilitätseingeschränkter Personen, Verringerung der Emissionen, etc.) erst ansatzweise vorhanden sind.
4. Die Tauglichkeit von Straßenräumen für den Einsatz von unterschiedlichen automatisierten Verkehrsmitteln variiert in Städten stark, ist aber vor allem bei einer Vielzahl von FußgängerInnen und RadfahrerInnen im Straßenraum eingeschränkt, wodurch sich eine starke Konfliktsituation vor allem mit aktiven Mobilitätsformen zeigt. Hier besteht die Gefahr, das „Störpotenzial“ durch Spezialisierung und Abgrenzungen der Fahrbahnen zu regeln, was aber ein Rückfall in die Planungslogik der „autogerechten Stadt“ bedeuten würde.
5. Positive und negative Effekte automatisierter Fahrzeuge werden gerade in der Übergangszeit räumlich selektiv und konzentriert auftreten. Eine neue Ungleichheit in der Mobilitätsversorgung der stadtregionalen Bevölkerung (nach sozialen Gruppen und Teilgebieten) wäre die Folge. Damit wäre auch eine Polarisierung von Standort-Vorteilen verbunden.

Kurzbeschreibung

Was würde passieren, wenn über Jahrzehnte hinweg nur Teile von Städten durch automatisierte Fahrzeuge befahrbar wären? Ein solches Szenario wurde bisher weitgehend ignoriert, scheint jedoch immer wahrscheinlicher: Zum einen zeigen sich nach dem ersten Hype rund um das automatisierte Fahren dessen technologische Grenzen immer deutlicher und zum anderen kann angezweifelt werden, dass jeder Straßenraum den Einsatz automatisierter Fahrzeuge mit dem Blick auf lebenswerte Stadträume und die Verkehrswende verträgt. Mit dem Forschungsprojekt „AVENUE21" wurde der Diskurs zu automatisierten Fahrzeugen sowie mögliche Effekte und planerische Herausforderungen untersucht und Ansätze für Kommunen und Regionen entwickelt, wie diese eine Jahrzehnte dauernde Übergangszeit politisch und planerisch gestalten können. Ziel war es, eine praxisrelevante Grundlage für zeitlich naheliegende Fragestellungen zu liefern, die in den nächsten Jahren in der Stadt- und Mobilitätsentwicklung behandelt werden sollten.

Resultate

Die Vernetzung im Zuge der Projektarbeit hat letztlich auch dazu geführt, dass die Notwendigkeit offensichtlich wurde, Kommunen in den Informationsfluss und der Problembewertung hinsichtlich der automatisierten und vernetzten Mobilität stärker einzubinden. Dieser Aus-tausch hat u.a. dazu geführt, dass die AustriaTech beauftragt wurde, einen Städtedialog aufzustellen, der im Aktionsplan automatisierte Mobilität des BMVIT als Maßnahme aufgenommen wurde. Das Team des Projektes dient dabei als wissenschaftlicher Berater bei der Konzeption. Die Auftaktveranstaltung wird mit VertreterInnen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland am 17. September 2019 in Bern stattfinden. Weitere Treffen sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz geplant. Ziel ist eine verbesserte Vernetzung zwischen den Gebietskörperschaften auf der Basis einer Plattform für Kommunen und Regionen, um konkrete Ansätze und Erfahrungen auszutauschen und um automatisiertes Fahren sozial-, stadt- und umweltverträglich zu implementieren.

Einreicher

Technische Universität Wien, future.lab
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