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Betriebliches Mobilitätsmanagement im Bergischen Städtedreieck – BMM HOCH DREI

Betriebliches Mobilitätsmanagement im Bergischen Städtedreieck – BMM HOCH DREI
Wuppertal Institut, Foto: Andreas Fischer

Ziele/Ideen

Gut ein Viertel aller Wege und über ein Drittel des gesamten Verkehrsaufwandes, also aller in Deutschland im Personenverkehr zurückgelegten Personenkilometer, sind durch die Arbeit und Dienstreisen veranlasst. Bei diesen Verkehrszwecken hat die Autonutzung immer noch eine große Bedeutung.
Das betriebliche Mobilitätsmanagement bietet die Chance diese Mobilitätsbedürfnisse zukunftsfähig zu gestalten: mit grundsätzlich weniger Verkehr, mehr Verkehrsmittelanteilen im Umweltverbund und weniger im motorisierten Individualverkehr sowie mit einem technisch verbesserten, effizienter genutzten Rest-Pkw-Verkehr. Bei den Unternehmen geht es um den Beschäftigtenverkehr, die Dienstreisen und den Fuhrpark.
Mit BMM können ökonomische, soziale und ökologische Vorteile für Unternehmen und MitarbeiterInnen, Städte und Quartiere, sowie Umwelt und Gesellschaft erzielt werden. Unternehmen können Kosten einsparen und einen Beitrag zur Zufriedenheit ihrer MitarbeiteInnen leisten. Sie tragen zudem dazu bei, den motorisierten Individualverkehr in den Quartieren und, rechnerisch, die CO2-Emissionen zu reduzieren und die Ressourceneffizienz zu steigern.

Kurzbeschreibung

Zur Entwicklung von lebenswerten Räumen in Städten und Regionen und für einen wirksamen Klimaschutz gilt es, eine Verkehrswende zu gestalten.
Betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM) dient der Entwicklung einer zukunftsfähigen, CO2-neutralen und umweltverträglichen Mobilität und einem nachhaltigen Verkehrssystem.
Ziel des Projektes war es, in der Modellregion Bergisches Städtedreieck (Wuppertal-Remscheid-Solingen) einen quartiersbezogenen Ansatz des BMM zu entwickeln, einzuführen und zu erproben, um daraus verallgemeinerbare Erkenntnisse für die Ausweitung des BMM zu gewinnen, die auf ähnliche Strukturen andernorts in Deutschland übertragbar sind.
In dem Modellprojekt galt es, mit dem unternehmensübergreifenden Quartiersansatz in unterschiedlichen Quartierstypen mit verschiedenen Akteuren technologische, ökonomische, kulturelle und institutionelle Ansätze erfolgreich zu verknüpfen: als einzelbetriebliches und als überbetriebliches Mobilitätsmanagement, das Synergien schafft.

Resultate

Der Quartiersansatz für ein betriebliches Mobilitätsmanagement konnte in drei Städten, in 30 Betrieben inkl. Verwaltungen für sieben Quartierstypen als Reallabor über drei Jahre entwickelt und erprobt werden.
Die Erkenntnisse basieren auf umfangreichen Analysen: Es wurden für elf Quartiere verkehrlich-räumliche Quartiersanalysen, für 13.394 Wohnstandorte Erreichbarkeitsanalysen, für 2.527 Beschäftigte in 14 Unternehmen Beschäftigtenbefragungen und für 250 Fahrzeuge mit insgesamt 4.188 Fahrten Fuhrparkanalysen durchgeführt.
Die Analysen zeigen das Potenzial: Bei rund 350 Beschäftigten eines beispielhaften Unternehmens fährt ca. die Hälfte der Beschäftigten immer mit dem Auto zur Arbeit, weitere 30% nutzen gelegentlich das Auto. Unter Berücksichtigung von Ausschlusskriterien für die Verlagerung auf den Umweltverbund (z.B. Wegeketten, gesundheitliche Gründe, Anschlusstermine, Mitnahmen von Kindern oder Transport von Gepäck) ergibt sich für das Beispielunternehmen ein Anteil von rund 47 % an Beschäftigten, die zumindest theoretisch zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit gelangen könnten. Verknüpft man dieses theoretisch erschließbare Potenzial auf individueller Ebene mit den Arbeitstagen pro Jahr, den Entfernungsdaten und der bisherigen Häufigkeit der Pkw-Nutzung ergibt sich ein theoretisch erschließbares Verlagerungspotenzial von gut 513.000 km im Jahr vom Auto auf den Umweltverbund. Zum Vergleich: Der Weg zum Mond beträgt 384.000 Kilometer.
Gemeinsam mit den Unternehmen und Praxispartnern wurden die vom Konsortium vorgeschlagenen Maßnahmen konkretisiert. Der Quartiersansatz schafft Synergien, indem weitere Unternehmen im Quartier auf BMM aufmerksam wurden und sich die Verhandlungsposition der Quartiere gegenüber der Stadtverwaltung, den Verkehrsbetrieben oder Mobilitätsdienstleistern verbesserte. Dies geschieht, indem sich Betriebe untereinander abstimmen, und eine „Marktmacht“ z.B. für die Nachfrage nach neuen Mobilitätsdienstleistungen, verbesserten Angeboten im ÖPNV oder zusätzlicher Fahrradinfrastruktur zu erreichen.
Im Gewerbegebiet Großhülsberg in Remscheid konnte z.B. der Fahrplan entsprechend der Schichtzeiten angepasst werden und im Gewerbegebiet Solingen-Scheuren konnten die beteiligten Unternehmen und Einrichtungen Fahrplananpassungen erzielen und ein günstiges „Scheuren Ticket“ mit dem Verkehrsunternehmen vereinbaren. Ein ähnliches Quartiersticket wird nun auch für das Quartier Wuppertal-Ohligsmühle diskutiert. An der Bergischen Universität wurde eine „Mitfahrbank“ eingerichtet, über die Fahrgemeinschaften zwischen zwei Campusstandorten gebildet werden können.
Das Projekt generierte wichtige Erkenntnisse über Quartierstypen, den Beratungsprozess, über Potenzial und Erfolgsfaktoren, welche die Grundlage dafür bilden, die Ergebnisse auch auf andere Regionen zu übertragen. Die Ergebnisse legen den Grundstein für eine Diffusionsstrategie, mit dem Ziel „BMM regional ausrollen“.

Einreicher

Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH

Partner

Neue Effizienz GmbH: Konsortialpartner

EcoLibro: Volker Gillessen

Bergische Universität Wuppertal: Prof. Dr.-Ing. Ulrike Reutter

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