100 % E-Power – Österreichs erstes vollelektrisches Müllsammelfahrzeug in Betrieb
Jahr: 2019
Ziele/Ideen
Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, aus Gründen des Klimaschutzes die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Mit der geplanten EU-Richtlinie (Clean Vehicles Directive) werden Mindestziele für saubere leichte Nutzfahrzeuge, Lkw und Busse vorgegeben, die bei der öffentlichen Auftragsvergabe bis spätestens 2025 bzw. 2030 einzuhalten sind. Als saubere Fahrzeuge gelten Antriebsarten wie Elektrizität, Wasserstoff, Erdgas, biologische, synthetische und paraffinische Brennstoffe etc.
Um die EU-Vorgaben einzuhalten und die vielen Nutzfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, die täglich in der Stadt Wien unterwegs sind abzulösen, setzt die MA 48 seit jeher auf umweltfreundliche Mobilität.
Ein derartiges Fahrzeug, wie das E-Müllfahrzeug, gab es in Österreich bisher nicht.
Derzeit sind am Markt nur vollelektrische Pkw bzw. Klein-Lkw erhältlich. Müllsammelfahrzeuge gab es lediglich als Hybridfahrzeuge. Bei diesen erfolgt der Antrieb herkömmlich über einen Verbrennungsmotor und der Aufbau, d.h. die Entleerung der Behälter bzw. die Verdichtung der Abfälle im Sammelfahrzeug erfolgt elektrisch. Sobald der Strom nicht mehr verfügbar bzw. aufgebraucht ist, wird auch bei Hybridfahrzeugen auf Dieselbetrieb umgeschaltet.
Auch die MA 48 setzte unterschiedliche Hybridfahrzeuge im Testbetrieb ein. Im Echtbetrieb aber konnten die Fahrzeuge nicht überzeugen, da die zur Verfügung stehende elektrische Kapazität nicht der benötigten Tagesleistung entsprach.
Europaweit gibt es derzeit nur eine Handvoll vollelektrisch betriebene Müllsammelfahrzeuge. Diese Prototypen werden im erweiterten Testbetrieb eingesetzt und weisen noch ein großes Optimierungspotenzial auf.
Um eine Lösung für Wien zu finden, wurde die Herausforderung angenommen und auf Initiative der MA 48 haben die Firmen MAN, M-U-T und Framo Pionierarbeit in Sachen E-Mobilität geleistet.
Kurzbeschreibung
Gemeinsam mit den Firmen MAN, M-U-T und Framo hat die Stadt Wien Österreichs erstes vollelektrisches Müllsammelfahrzeug entwickelt. Das Besondere ist, dass sowohl der Antrieb als auch der Betrieb (Müllverdichtung und Behälterentleerung) elektrisch sind. So können Motor-Emissionen während der Fahrt und des Betriebs vermieden werden und die Belastung für die Umwelt und Bevölkerung gesenkt werden.
Ziel ist es, Informationen und Erfahrungen zu sammeln, um Elektro-Mobilität bei der Müllsammlung auszuweiten und für die Zukunft zu sichern.
Resultate
Die ersten großen Erfolge bestanden darin, dass das E-Müllsammelfahrzeug in Zusammenarbeit mit den Firmen MAN, M-U-T und Framo entwickelt und der Prototyp an die MA 48 ausgeliefert werden konnte.
Am 28. Mai 2019 wurde Österreichs erstes E-Müllfahrzeug bei der von Arnold-Schwarzenegger gegründeten R20 – Klimakonferenz vor der Hofburg erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei handelt es sich um einen der größten Klimagipfel der Welt.
Seitdem ist es im Echtbetrieb unterwegs. Es wird auf unterschiedlichen Strecken eingesetzt und für unterschiedliche Abfallfraktionen (Restmüll, Altpapier etc.) erprobt. Gestartet wurde mit einer Restmüllstrecke innerhalb des Gürtels. Nur so kann festgestellt werden, ob das 3-achsige Fahrzeug universell eingesetzt werden kann und den Erwartungen entspricht. Die Nennkapazität der zwei eingebauten Li-Ionen Batterien von 230 kWh soll für die Tagesleistung eines Müllautos ausreichen.
Die Reichweite des LKWs im Sammelbetrieb soll mindestens 100 km betragen. Das Fahrzeug kann auf einer 400 Volt Kraftstromsteckdose aufgeladen werden. Ermöglicht wird dies über ein Onboarding Ladesystem, wodurch die nötige Umwandlung von Wechselstrom auf Gleichstrom direkt im Fahrzeug stattfindet. Die Flexibilität ist daher maßgeblich erhöht, da dieser Anschluss in jeder Garage der MA 48 verfügbar ist. Eine separate Ladestation ist nicht nötig.
Der ökologische Nutzen von E-Fahrzeugen hängt auch von der Herkunft des Stroms ab. 100 Prozent der benötigten, sauberen Energie für das E-Müllsammelfahrzeug kommt aus der Steckdose – sowohl für den Antrieb, die Behälterentleerung als auch für die Müllverdichtung – und das alles bei Zero-emission! Es gibt keine Motorenemissionen während der Fahrt und beim Betrieb sowie deutlich geringere Lärmemissionen.
Die MA 48 produziert mehr Strom, als sie verbraucht, denn sie setzt schon seit Jahren auf alternative Energie. Beispielsweise gewinnt die MA 48 Deponiegas auf der Deponie Rautenweg und errichtet großflächig Photovoltaikanlagen auf den eigenen Liegenschaften. Auch bei der Müllverbrennung wird umweltfreundlich Strom erzeugt. Diese produzierte Energie wird teils innerbetrieblich genutzt und teils ins Wiener Stromnetz eingespeist.
Partner
MAN Truck & Bus Vertrieb Österreich AG: Fahrgestell Lieferant (Generalunternehmer)
M-U-T Maschinen-Umwelttechnik TransportanlagenGmbH: Günther Hanns
Framo GmbH : Bernhard List