e-WALK: Ein BMK-Projekt zur Abschätzung des Potenzials von e-Scootern in der Alltagsmobilität.
Jahr: 2020
Bundesland: Wien
Ziele/Ideen
Seit 2016 prägt der E-Scooter vor allem in Städten mehr und mehr das Straßenbild und ergänzt oder ersetzt herkömmliche Mobilitätsformen wie das Zufußgehen, Radfahren oder Autofahren. Die verstärkte Nutzung von E-Scootern im Alltag ist unter anderem auf die neu hinzugekommenen Verleihsysteme zurückzuführen. Auch die Anzahl der elektrisch betriebenen Geräte im privaten Bereich – vor allem bei jungen Verkehrsteilnehmenden – und in ländlichen Gebieten ist im Steigen begriffen.
In puncto Mobilität und Sicherheit birgt diese Entwicklung neues Konfliktpotenzial und Probleme (Konflikte mit anderen VerkehrsteilnehmerInnen, Sicherheit für FußgängerInnen, zusätzliche Belastung bestehender Verkehrsinfrastruktur u.ä.) aber auch Chancen. So hat die Nutzung von E-Scootern in Kombination mit dem öffentlichen Verkehr das Potenzial, das zukünftige Mobilitätsverhalten in bestimmten Bereichen zu verändern. In Österreich sind beispielsweise 40% aller Autofahrten kürzer als fünf Kilometer (BMVIT (2016)). Darüber hinaus sind die bestehenden und potenziell zukünftigen Etappen von intermodalen Wegen von und zum ÖV sehr oft verhältnismäßig kurze Etappen. Deren Überwindung mit E-Scootern kann die Nutzungswahrscheinlichkeit des ÖV und damit das Gesamtpotenzial für nachhaltige Mobilitätsstile erhöhen, da sich die Geschwindigkeit der zurückgelegten Etappe verändert und sich damit auch Erreichbarkeiten von Zielen und vor allem von Haltestellen des ÖV erhöhen können.
Kurzbeschreibung
In den letzten Jahren sind verstärkt E-Kleinfahrzeuge am Markt erhältlich, die von KonsumentInnen unterschiedlich stark angenommen werden. Durch die verstärkte Nutzung von vor allem E-Scootern wurde es notwendig, entsprechende gesetzliche aber auch infrastrukturelle Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Durch E-Scooter eröffnete sich ein großes zukünftiges Potenzial zur Verkehrsverlagerung, da diese auf kurzen Wegen insbesondere für PendlerInnen eine attraktive Pkw-Alternative darstellen.Im Rahmen des BMK-Projekts e-WALK sollten mögliche Strategien für eine nachhaltige, regionale und sichere Mobilität aufgezeigt werden, die es der lokalen Bevölkerung ermöglichen, die „letzte Meile“ ihres Alltagsweges in Kombination mit dem ÖV ohne eigenen Pkw zurückzulegen.
Resultate
Im bisherigen Projektverlauf stand die Darstellung der Entwicklung von E-Kleinfahrzeugen auf dem österreichischen Markt, eine Analyse der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie eine Abschätzung der Unfallgefahr im Vordergrund. Hinsichtlich einer ersten Potenzialabschätzung zeigte sich u.a., dass etwa die Hälfte der Arbeits- und Ausbildungswege von Pkw-LenkerInnen in allen Raumtypen unter 5 km enden. Für diese Wege würde ein großes Potenzial zur Verkehrsverlagerung auf E-Scooter bestehen.
Im Rahmen eines Parcourstests konnten Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren (n=97) E-Scooter in einer sicheren Umgebung testen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Erfahrung mit E-Scootern und normalen Scootern nicht deutlich auf die Fahrleistung auswirkt: Die SchülerInnen lernen den Umgang mit E-Scootern scheinbar sehr schnell. Die größte Herausforderung stellte generell das Spurhalten dar.
Mit Alltagstests wurden potenzielle Problem- und Konfliktsituationen erfasst, sowie zusätzliche Anforderungen und Wünsche an die Infrastruktur und ÖV-Anbieter ermittelt. Dafür wurden 54 ProbandInnen für eine Woche E-Scooter zur Verfügung gestellt und deren Wege mit einer für das Projekt e-WALK adaptierten Verkehrsmittelerkennungsapp aufgezeichnet. Über diese App konnten die ProbandInnen auch Feedback zu ihren Fahrten geben.
2/3 der Wege wurden ausschließlich mit dem E-Scooter zurückgelegt. Bei knapp einem Drittel der Wege wurde der E-Scooter auch mit dem öffentlichen Verkehr kombiniert. Andere Kombinationen traten hingegen nur sehr selten auf. Die ProbandInnen merkten dabei an, dass sich die Mitnahme im öffentlichen Verkehr insbesondere zu Stoßzeiten als schwierig gestaltete. Den eigenen Angaben zufolge haben die TeilnehmerInnen überwiegend zuvor mit dem Rad oder zu Fuß zurückgelegte Wege substituiert. Die reinen E-Scooter-Wege waren durchschnittlich 2,7km lang. Zu schmale Radwege, zu hohe Abschrägungen an Gehsteigkanten, und das Nichtvorhandensein von Radwegen stellten für die E-Scooter-FahrerInnen die häufigsten Probleme dar. Konflikte traten in erster Linie mit Pkw-LenkerInnen – vor allem beim Rechtsabbiegen, bei Ausfahrten, bei Parkspuren – und FußgängerInnen, die oftmals Fahrradinfrastruktur achtlos kreuzen, auf. Insgesamt beurteilten 78% der ProbandInnen den E-Scooter nach der Testwoche als alltagstauglich.
Um die Chancen und Risiken aus NutzerInnensicht darstellen zu können, wurden mittels Fokusgruppen (n=22) die unterschiedlichen Positionen rund um e-Scooter im Alltag eingefangen und in einem weiteren Schritt durch eine Online-Umfrage (n=128) ergänzt. Für den Umstieg auf E-Scooter sprechen aus Sicht der Befragten in erster Linie: Alternative zu anderen Verkehrsmitteln, Schnelleres Vorankommen, Mitnahme in den ÖV und in Gebäude möglich. Insgesamt 44% glauben, dass der E-Scooter den Pkw zukünftig bei der ersten/letzten Meile ersetzen wird. Gegen einen Umstieg spricht laut Befragten die Verletzungsgefahr und die fehlenden sicheren Verkehrsflächen bzw. Absperrmöglichkeiten. Zudem wurde angemerkt, dass Wegeketten wie etwa Arbeitsweg – Einkaufsweg oder Bring- und Holwege mit dem E-Scooter nicht zu bewältigen sind.
Im Zuge der rechtlichen Analyse wurden die Regeln rund um den E-Scooter, insb. die mit der 31. StVO-Novelle geschaffenen Vorschriften, begutachtet und Vorschläge zur Kategorisierung des E-Scooters und zu weiteren möglichen rechtlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit von E-Scootern unterbreitet.
Partner
Austrian Institute of Technology GmbH (AIT): Projektpartner
Herry Consult GmbH: Projektpartner
KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit)