hogga.me
Jahr: 2022
Ziele/Ideen
Entscheidungen über öffentliche Sitzbänke werden in der Regel im Dreieck von Herstellern, Stadtplanern und Architekten getroffen – eine eher freizeitorientierte Nutzergruppe. Die Endnutzer, welche (andere) Bänke aus ganz anderen Gründen benötigen – sind an diesem Entscheidungsprozess meist nicht beteiligt. Unsere Forschungsprojekte haben aufgezeigt, dass Wissen über die Auswirkungen des Materials, der Form oder der Positionierung von Bänken auf die verschiedenen Nutzer und Verwendungszwecke nur sehr beschränkt vorhanden ist. Der aktuelle Bestand an Sitzgelegenheiten entspricht deswegen oft nicht den tatsächlichen Bedürfnissen der Bevölkerung welche im näheren Umfeld wohnt, arbeitet oder sich hier vorübergehend aufhält. In Büger·innenbeteiligungsprojekten nehmen oft jene Bevölkerungsgruppen, welche Bänke am dringendsten benötigen – z.B. Frauen oder Personen mit erschwerten Gehsituationen – nicht (stimmenstark) teil. Hogga.me motiviert genau diese Bevölkerungsgruppen zur Teilnahme.
Kurzbeschreibung
Hogga.me ist eine Methode und Webanwendung für Bürger:innenbeteiligung zu öffentlichen Sitzbänken. Sitzbänke sind Tankstellen für Fußgänger:innen. Entscheidungen über deren Form, Positionierung oder Material werden jedoch von Herstellern, Stadtplanern und Architekten getroffen, eine in der Regel eine freizeitorientierte Nutzergruppe. Die Endnutzer:innen sind an diesem Entscheidungsprozess nicht ausreichend beteiligt. Forschungsresultate haben aufgezeigt, dass wenig über die vielfältigen Bedürfnisse und Erwartungen von Nutzer:innen bekannt ist, und diese dementsprechend wenig im aktuellen Angebot an Sitzgelegenheiten berücksichtigt sind. Die wirklichen Experten für Sitzbedürfnisse, Präferenzen oder Hindernisse bei der Nutzung von Bänken sind die Benutzer:innen der Bänke selbst. Daher wendet sich die Bürgerbeteiligungsmethode hogga.me direkt an sie. Sie ermöglicht es allen Nutzer:innengruppen, ihre Sitzbedürfnisse auf niederschwellige, aber strukturierte Weise zu beschreiben.
Resultate
Das Pilotprojekt in München – ohne Kommunikationsbudget – hatte innerhalb von 3 Monaten 2.921 Aufrufe. 259 Personen reichten 373 Beiträge ein, mit Vorschlägen für neue Bänke oder Verbesserungsvorschlägen. Überdurchschnittlich viele Frauen (70 %) reagierten auf die gezielten Kommunikationsmaßnahmen. Nutzer·innen im Alter von 26 bis 60 Jahren waren überrepräsentiert, schlugen aber immer wieder Verbesserungen für Bekannte mit besonderen Bedürfnissen vor.
Überdurchschnittliche viele Teilnehmer·innen haben eine schwierige Gehsituation – sie tragen regelmässig Lasten, gehen in Gruppen, begleiten Kinder oder mobilitätseingeschränkte Menschen oder haben selbst dauerhafte oder vorübergehende Probleme beim Gehen.
Fast 20 % der Teilnehmer kommunizierten ihre Kontaktdaten, um auch für künftige Bürger·innenbeteiligungsprojekte eingeladen zu werden.
Diese Methode trägt bei, die Vielfalt der Sitzbedürfnisse zu verstehen und einen inklusiven, barrierefreien öffentlichen Raum gestalten zu können.
Partner
Verein Bankkultur, CH: Projektpartner – Ideengeber
ETH Lausanne, CH: Wissenschaftliche/organisationnelle Koordination
IHS Institut für höhere Studien, Wien, Österreich: Projektpartner
Stadt München, Mobilitätsreferat, Deutschland: Projektpartner
Stadt Mailand / Italien: Projektpartner