PoviMob – Potentiale virtueller Mobilität

Einreichende Institution: Umweltbundesamt
Jahr: 2020
Bundesland: Wien

Ziele/Ideen

Physischer Personen- und Warenverkehr ist der größte Emittent von Treibhausgasen in Österreich außerhalb des Emissionshandels. Im Jahr 2018 sind die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen im vierten Jahr in Folge gestiegen. Dem gegenüber stehen nationale und internationale Klimaziele, die sich Österreich gesetzt hat bzw. zu denen man sich bekennt. Wie das Umweltbundesamt im Sachstandsbericht Mobilität aufgezeigt hat, erfordert die Erreichung dieser Ziele eine Reduktion des Verkehrsaufkommens sowie eine nachhaltige Änderungen im Mobilitätsverhalten.

Eine potentiell wirkungsvolle Möglichkeit, dieser Herausforderung zu begegnen ist die Intensivierung virtueller Mobilität in allen Lebensbereichen und Wegezwecken. In diesem Zusammenhang dient PoviMob dazu, die Rahmenbedingungen für einen bestmöglichen Einsatz virtueller Mobilität zu definieren. Mit der Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 hat virtuelle Mobilität zudem eine gänzlich neue Dimension erhalten, die im Forschungsprojekt PoviMob mitanalysiert wird.

Kurzbeschreibung

Mobilität dient der Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse und hat die Entwicklung unserer heutigen Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme maßgeblich geprägt. Mobilität verursacht aber physischen Verkehr, der erhebliche ökologische und sozioökonomische Auswirkungen hat. Die Vermeidung von Verkehr ist eine Möglichkeit, Mobilität umweltverträglicher und leistbarer zu machen. Dem Spannungsfeld zwischen Verkehrsvermeidung bei gleichzeitiger Befriedigung von Mobilitätsbedürfnissen kann mit virtueller Mobilität begegnet werden. Virtuelle Mobilität – von Telearbeit bis hin zu Virtual Reality – kann einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der verkehrsbedingten THG-Emissionen leisten. In welchen Lebensbereichen virtuelle Mobilität das größte Potential aufweist, wie hoch dieses Potential ist, wie damit einhergehende mögliche Rebound-Effekte vermieden werden können und welche (politischen) Rahmenbedingungen es dafür braucht sind jene Aspekte die im Forschungsprojekt PoviMob untersucht werden.

Resultate

Die Akzeptanz von Telearbeit und Videokonferenzen war bereits Ende 2019 unerwartet hoch und hat sich durch die Coronakrise noch weiter erhöht. Von den Befragten werden – bei „Normalanwendung“ (d.h. max. 2-3 Tage Telearbeit pro Woche) – kaum unerwünschte Effekte befürchtet, am ehesten noch Karrierenachteile, geringerer Teamgeist und Reduktion der sozialen Kontakte. Auch die Wohn-/Familiensituation macht nur knapp 10% Probleme beim Home-Office. Nur wenige fühlen sich von Arbeitgebern zur Telearbeit gedrängt, viel stärker wird der Druck auf die Arbeitgeber zu mehr Möglichkeiten für Telearbeit gesehen.

Videokonferenzen wird sehr hohes Potenzial zur CO2-Vermeidung zugesprochen und seit der Coronakrise wird zunehmen auch die enorme Zeitersparnis als Hauptvorteil erkannt. Rund ¾ kommen sowohl mit Telearbeit als auch mit Videokonferenzen gut zurecht, wobei bei beiden – insbesondere bei Videokonferenzen – noch erheblicher technischer Verbesserungsbedarf gesehen wird. 85% meinen, dass sie im Notfall (wenn z.B. Flugreisen nur mehr schwer möglich wären) mit Videokonferenzen auskommen würden.

Sowohl bei Telearbeit als auch bei Videokonferenzen liegt ein enormes Ausweitungspotenzial vor – realistisch ist mittelfristig eine Verdoppelung im Vergleich zur Zeit vor Corona, längerfristig wären noch höhere Steigerungen möglich. Die Befragten schätzen den möglichen Anteil von Telearbeit und Videokonferenzen in dafür geeigneten Branchen/Organisationen auf bis zu 40% ein. Vor Corona wurde das Einsparpotenzial bei dienstlichen Flugreisen durch Videokonferenzen auf 30% geschätzt, seit Corona sogar auf 40%.

Zum Zeitpunkt der Projekteinreichung wurden zum Anwendungsfall Telearbeit bereits erste quantitative Analysen durchgeführt. Diesen vorläufigen Berechnungen zufolge könnte heute rund ein Viertel aller Erwerbstätigen in Österreich aufgrund ihrer Tätigkeiten prinzipiell dauerhaft von zuhause arbeiten. Verknüpft mit den Ergebnissen der unterschiedlichen Befragungen, beispielsweise zu Akzeptanz und sozialer und technischer Realisierbarkeit ist dieses Maximalpotential gegenwärtig nochmals um 75% zu reduzieren. Dies ergibt ein realistisches kurzfristiges Einsparungspotential von rund 0,75% der verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen. Technologischer Fortschritt, stetige Digitalisierung und Automatisierung aller Lebensbereiche und zahlreiche weitere Faktoren können dazu führen, dass das theoretische Maximalpotential langfristig auf knapp 40% aller Erwerbstätigen bzw. eine Einsparung von 3% bis 4% der verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen steigt.

Das Projekt PoviMob bietet eine sehr gute Grundlage für eine sozialverträgliche Ausweitung von Telearbeit und Videokonferenzen und zur Vermeidung damit verbundener unerwünschter Wirkungen inkl. Rebound-Effekten, die sehr genau untersucht wurden.

Einreicher

Umweltbundesamt

Partner

Motiv- & Mobilitätsforschung | Institut Mag. Michael Praschl: Konsortialpartner

Umweltbundesamt

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