Stadtregionale Strategie der Stadt-Umland-Kooperation Mattighofen

Einreichende Institution: Stadtgemeinde Mattighofen
Jahr: 2019
Bundesland: Oberösterreich

Ziele/Ideen

Die Stadtregion Mattighofen hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem überregional bedeutsamen Wirtschafts- und Versorgungszentrum entwickelt, das eine hohe Bevölkerungs- und Wirtschaftsdynamik aufweist. Sichtbar wird das in erster Linie an den anhaltenden Zuzugstendenzen (+34%; 1971-2017). Auch in Zukunft wird der Stadtregion Mattighofen eine ähnlich dynamische Entwicklung prognostiziert wie dem oberösterreichischen Zentralraum.
Bedingt durch die hohe Anzahl an Unternehmen erhöhte sich die Verkehrsbelastung auf der B147 Braunauer Straße deutlich. Die Verkehrsmittelwahl (Modal Split) hat sich zwischen 1992 und 2012 zu Gunsten des motorisierten Individualverkehrs (MIV) entwickelt (+ 19,0 %). Die Anteile der alternati-ven, nachhaltigen Verkehrsmittel (Umweltverbund) nehmen im Vergleichszeitraum hingegen kontinu-ierlich ab (Öffentlicher Verkehr – 3,5 %, Mischverkehr – 0,7 %, Radverkehr – 8,9 %, Fußverkehr – 5,9 %). Bei einer unveränderten Verkehrsmittelwahl wird der PKW-Verkehr weiter zunehmen (bis 2030: +11%)-
Um langfristig nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit sondern gerade auch die Lebensqualität in der gesamten Region zu erhalten und zu verbessern, setzt sich die Stadtregionale Strategie neben den Themenfeldern Stadtregionale Raumentwicklung (Siedlungsschwerpunkte und –grenzen, Qualitätsstandards Wohnbauland, Ortszentren, kommunale/soziale Infrastruktur/Tourismus), Naturraum und Naherholung, Klima und Umwelt inkl. Bodenschutz insbesondere auch mit dem Thema Nahmobilität und Radverkehr auseinander. Vor dem Hintergrund der Gestaltung eines klima- und umweltfreundlichen Mobilitätssystems geht es darum, den Trend der letzten Jahrzehnte mit einem stetigen Wachstum des Kfz-Verkehrs zu brechen und die Verkehrsarten öffentlicher Verkehr, Radverkehr und Fußgängerverkehr zu stärken. Dazu braucht es auch eine gute Abstimmung mit der weiteren Entwicklung der Raum- und Siedlungsstruktur und ein aktives Mobilitätsmanagement in den Gemeinden und den großen Betrieben. Ausgehend von der Analyse der Mobilitätsentwicklung in der Stadtregion Mattighofen wurden in der Stadtregionalen Strategie folgende mobilitätspolitischen Ziele festgelegt:
Ziele zum Öffentlichen Verkehr:
• Abstimmung von Siedlungsstruktur und ÖV-Erschließung auf Basis der ÖV-Güteklassen: Verlegung von Stationen zu den Siedlungsschwerpunkten und Entwicklung von Siedlungsschwerpunkten vorrangig im Einzugsbereich der Stationen
• Entwicklung und Förderung bedarfsorientierter Mikro-ÖV-Systeme und Ergänzungsangebote, die eine flächenhafte Erschließung und die Erreichbarkeit von Haltestellen verbessern
• Gemeinsames Auftreten der Stadtregion mit allen Anliegergemeinden der Mattigtalbahn für eine Qualitätsverbesserung der Bahnhofs- und Streckeninfrastruktur
(ARGE Mattigtalbahn)
• Verbesserung des Park & Ride-Angebots an den Bahnhaltestellen

Ziele zur Nahmobilität und Radverkehr
• Erhöhung des Radverkehrsanteils bei der Verkehrsmittelwahl der Wohnbevölkerung
• Weiterentwicklung des regionalen Radroutennetzes für den Alltagsverkehr mit Anbindung der wichtigsten Zielpunkte und der Verbindungen zwischen den Gemeinden
• Verpflichtende Erschließung von neuen großen Wohn-, Betriebs-, Einkaufs- und Freizeitstandorten mit Radverkehrsanlagen (Radwege, Radabstellanlagen)
• Anbindung der Bahnhöfe und Haltestellen an der Mattigtalbahn
• Verbesserung der Qualität bestehender Radverkehrsanlagen: Radnetz, Bike & Ride
• Umsetzung eines konsistenten Orientierungssystems
• Erhöhung der Verkehrssicherheit, Reduktion der Radverkehrsunfälle
• Bewusstseinsbildung für den Radverkehr als klimaschonendes, umweltverträgliches, gesundes und platzsparendes Verkehrsmittel

Ziele zum Fußgängervekehr:
• Erhöhung der Attraktivität des öffentlichen Raums vor allem in den Ortszentren insbesondere im Zusammenhang mit der Errichtung von Ortsumfahrungen
• Verbesserung der Verkehrssicherheit durch ausreichend breite Gehsteige, sicheren Querungshilfen, barrierefreie Verbindungen (z.B. Gehweg Schalchen-Mattighofen)
• Sicherung der Erreichbarkeit von wichtigen Zielpunkten: Betriebe, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitanlagen

Ziele für ein Mobilitätsmanagement:
• Etablierung von Personen, die sich zum Fragen der Nahmobilität und des Mobilitätsverhaltens auf Gemeindeebene „kümmern“ – z. B. Radfahr- und Fußgängerbeauftragte
• Anstoß und Unterstützung von betrieblichem Mobilitätsmanagement in den großen Betrieben (vgl. Hinweise im Zusammenhang mit der ÖV Anbindung von Betriebsstandorten – Kapitel 4.2.4 Betriebsstandorte von regionaler Bedeutung)

Regionales Radroutenkonzept (Zielnetz Radverkehr inkl. Liste mit insgesamt 20 priorisierten Maßnahmen):
Ausgehend vom Bestandsnetz und den analysierten Mängeln wurden das Regionale Radroutennetz und die Maßnahmen erarbeitet. Dabei wurden Haupt- und Nebenrouten unterschieden. Das Hauptroutennetz verbindet vor allem die Gemeindehauptorte mit Mattighofen/Schalchen und wichtige Quell- und Zielpunkte. Nebenrouten stellen Netzergänzungen dar, die eher dem Freizeitverkehr dienen oder bei denen das Radverkehrspotenzial als niedriger eingeschätzt wird. Zu den Maßnahmen zählen Lückenschlüsse, Querungshilfen, Schnellverbindungen und Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit sowie die Ausarbeitung und Umsetzung eines einheitlichen Leit- und Orientierungssystems (RVS) und Errichtung von versperrbaren Radboxen an den Haltestellen der Mattigtalbahn.

Kurzbeschreibung

Die Stadtgemeinde Mattighofen und ihre fünf Umlandgemeinden Helpfau-Uttendorf, Munderfing, Pfaffstätt, Pischelsdorf und Schalchen haben sich im Jahr 2017 dazu entschlossen als Stadt-Umland-Kooperation Mattighofen eine gemeinsame Stadtregionale Strategie zu erarbeiten. Ziel ist die nachhaltige Weiterentwicklung des gemeinsamen Lebensraums durch interkommunale Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Ökologie & Klima, Demografie und Soziales.
Die Stadtregionale Strategie umfasst ein räumliches Leitbild mit Siedlungsschwerpunkten/-grenzen, Betriebsstandorten und regional bedeutsamen Qualitätsräumen. Auch die stadtregionale Nahmobilität spielt dabei eine zentrale Rolle. Unter anderem wurde ein Zielnetz für regionale Radrouten und Maßnahmen/Projekte zur innerregionalen Mobilität – insbesondere für (Alltags-)Radfahrer – erarbeitet.
Die Stadt-Umland-Kooperationen in OÖ werden kofinanziert aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung sowie nationalen Mitteln des Landes OÖ.

Resultate

Der Erfolg der Stadtregionalen Strategie lässt sich aufgrund der langfristigen Perspektive zum derzeitigen Zeitpunkt nur bedingt messen bzw. bewerten. Doch allein die Tatsache, dass die Stadtregionale Strategie von allen Gemeinden mit Legitimation in den jeweiligen Gemeinderäten als gemeinsames Leitbild beschlossen wurde, ist bereits ein großer Erfolg des Projekts. Auch die Entscheidung zur Fortführung des gemeinsamen Planungs- und Abstimmungsprozesses zeugt von der durch das Projekt erreichten neuen Qualität der interkommunalen Zusammenarbeit. Im Bereich der Nahmobilität befinden sich aktuell zwei Radwegeprojekte sowie eine Detailstudie für ein gemeinsames Mikro-ÖV System in Planung.
Aktuell noch keine Zahlen. Speziell im Hinblick auf die geplanten Umsetzungsprojekte sind mögliche Indikatoren v.a. Kilometer neu errichteter Rad- und Fußwege sowie Fahrgastzahlen Mikro-ÖV

Einreicher

Stadtgemeinde Mattighofen

Partner

Regionalmanagement OÖ GmbH: Stadtregionsmanagerin

Stadtgemeinde Mattighofen

Neue Suche