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ways2see: Eine GIS-basierte digitale Informationsplattform für Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit

Ziele/Ideen

Die Problemstellung: Es gibt in Österreich laut Statistik Austria (2008) 318.000 Menschen mit Sehbehinderungen und ca. 3.000 Personen mit Blindheit. Die Förderung der eigenständigen Mobilität ist ein entscheidender Faktor für ein unabhängiges und selbst bestimmtes Leben sowie eine Erhöhung der persönlichen Lebensqualität. Mobilitätsforschung zum Thema Orientierung und Navigation wird von technologischen Ansätzen dominiert, diese verwenden häufig ein Design, das die Heterogenität der Zielgruppe nicht abbildet, zudem beschränken sich die Ansätze meist auf Fallstudien oder räumlich stark eingegrenzte Gebiete.
Die Fragestellung:
Welche Anforderungen von technischer und inhaltlicher (konzeptionell, barrierefreie Benutzeroberfläche, Nutzerinnenprofile, Kartographie, Wegbeschreibungen, Ausgabemedien etc.) Seite müssen erfüllt werden, damit ways2see von der Zielgruppe verwendet wird und das System auf andere Städte (kostenschonend) übertragbar ist? Oder etwas pointierter formuliert: Wie können Informationen zu barrierefreien Wegen barrierefrei kommuniziert werden ("accessible information about accessibility")?

Kurzbeschreibung

Die Informationsplattform ways2see verfolgt entsprechend dem Forschungsdesign zwei Ziele: (1) ways2see bietet Informationen für Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit und ihre Begleitpersonen für die Vorausplanung unbekannter „Wege“. Dies inkludiert die detaillierte Beschreibung der Wege, unterstützt durch zahlreiche Hinweise sowie durch Vermeidung von Barrieren. (2) ways2see stellt diese Informationen in einer, auf die persönlichen Bedürfnisse der Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit bzw. ihrer Begleitpersonen abgestimmten Form zur Verfügung. Dies bedeutet, dass die barrierefreie Zugänglichkeit zu den Informationen und deren Lesbarkeit, etwa durch Screenreader, gewährleistet wird. Vordefinierte sowie ein personalisierbares Benutzerprofil ermöglichen die Berechnung und Darstellung der Ergebnisse nach individuellen Prioritäten. Das Geographische Informationssystem (GIS) im Hintergrund dient dem Management der komplexen Daten und prozessiert die räumlichen Abfragen.

Resultate

Als wichtigste Highlights sind anzuführen:
1. Der transdisziplinäre und inklusive Ansatz durch die Einbindung der Nutzerinnen ist ein besonderes Asset. Die Workshops reflektieren das Interesse der Zielgruppe und den Bedarf (mehr als 30 Teilnehmerinnen), mit dem online-Fragebogen konnte ein Rücklauf von 11% der mehr als 1.000 Befragten erzielt werden. Die Ergebnisse aus Interviews, Workshop und Befragung zeigen auf, dass es bislang keine entsprechenden umfassenden Produkte am Markt gibt. Sämtliche Ergebnisse unterstreichen mit einem klaren Anforderungskatalog die Nachfrage nach einer digitalen Lösung.
2. Die Projekthomepage wird von Schülerinnen der Odilien-Schule erstellt (www.ways2see.at) und im Projektzeitraum stetig ergänzt. Durch die Einbindung der Schülerinnen mit Sehbehinderungen wird dem Inklusionsgedanken ebenfalls Rechnung getragen.
3. Erstellung einer routingfähigen Netzwerkgrundlage aus Gehsteigen und Übergängen für das gesamte Grazer Stadtgebiet.
4. Modellierung der Prozesse für die Erstellung eines Daten- und Informationsmodells, um die Übertragbarkeit auf andere Städte/Regionen zu gewährleisten. Ca. 85% der Gehsteige können mit dem Modell lagegetreu abgebildet werden. Basierend darauf erfolgt die bedarfsspezifische Generierung der Attribute der Gehsteige, die für die Routendarstellung benötigt werden.
5. Die richtungsabhängige Informationsausgabe entlang von Gehsteigen stellt ein Novum dar. Gängige Informationssysteme bieten für die Routenplanung keinerlei Informationen darüber, was sich linear rechts oder links des Weges befindet, da sich die Information abhängig von der Gehrichtung unterscheidet. Das System von ways2see ermöglicht z.B. die Ausgabe, dass sich in Gehrichtung auf der rechten / linken Seite eine Häuserfront, ein Zaun, eine Mauer etc. befindet. Diese Information ist essentiell für die Orientierung von blinden und seheingeschränkten Personen. Diese Form der Informationsausgabe ist in Bezug auf das Routing von Fußgängerinnen eine absolute Innovation, da bis dato keine technische Lösung dafür vorhanden war.
6. Die Typisierung von Nutzerinnen auf Basis einer hierarchischen Clusteranalyse mit den Daten der online-Befragung ermöglicht es, die heterogene Gruppe der Menschen mit Sehbehinderungen oder Blindheit in Nutzerinnenprofilen abzubilden.
7. Die Präsenz und positive Resonanz auf internationalen Tagungen sowie in Fachjournalen entspricht dem wachsenden Interesse an diesem Thema (AAG, TRB, ESRI etc.).

Einreicher

Institut für Geographie und Raumforschung, Universität Graz Frau Assoz.Univ.Prof. Dr. Susanne Zimmermann-Janschitz Heinrichstraße 36 8010 Graz 0316 380 8897 susanne.janschitz@uni-graz.at

Partner

Odilien-Verein zur Förderung Sehbehinderter und Blinder Steiermarks: Projektpartner

SynerGIS Informationssysteme GmbH: Projektpartner

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