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Radnetzstudie des Steirischen Kernballungsraums

Radnetzstudie des Steirischen Kernballungsraums
Fritz Bernhard

Ziele/Ideen

1. Mobilitätsprobleme:
• limitierter öffentlicher Raum im steirischen Kernballungsraum: Die Einfahrtsstraßen in das Grazer Stadtgebiet sind geprägt von den werktäglichen Morgen- und Nachmittagsstaus. Der ungebrochene Urbanisierungstrend und die stetig steigende individuelle Mobilitätsleistung (Personenkilometer/Jahr) lässt ohne Mobilitätsverhaltensänderung in naher Zukunft vermehrt Stillstand des motorisierten Individualverkehrs im Stadtgebiet erwarten. Der öffentliche Raum als Lebensraum der Bevölkerung wurde zunehmend dem Verkehr geopfert und ist an seine räumlichen Grenzen gelangt. Eine Steigerung der Verkehrsleistung im Ballungsraum ist nur mehr durch eine Umverteilung der vorhandenen Verkehrsflächen und eines einhergehenden Modal Shift möglich.
• Umwelt und Gesundheit: Die besondere Staulage des Grazer Beckens führt regelmäßig zu bedeutenden Überschreitungen der Schadstoffgrenzwerte (Feinstaub, NOx). Einer der Hauptverursachen sind die Emissionen aus dem motorisierten Individualverkehr. Weiters führt der zunehmende Automobilverkehr und einem mit der Verdichtung des Stadtgebietes verbundenen Naherücken von Wohnobjekten an Straßenräume zu einer zunehmenden Lärmbelastung von Bewohnern.
• Klimawandel: Die Erreichung der nationalen Klimaziele erfordert einen Modal Shift in der Verkehrsmittelwahl und einen Paradigmenwechsel im Mobilitätsverhalten. Zu den zu erwartenden Budgetbelastungen aus den CO2-Zertifikatekauf kommt das menschliche Leid aus Wetterkatastrophen.


2. Akzeptanzproblem:
„Das Radfahren beansprucht zu Recht, als eigene Verkehrsart mit spezifischen Bedürfnissen an die Verkehrsinfrastruktur und Verkehrsfinanzierung anerkannt zu werden.“ (Zitat aus: Thesen der Verkehrssicherheit, Deutscher Städtetag, 2012). Das Fahrrad ist zwar als Freizeit- und Sportgerät gesellschaftlich stark angekommen, jedoch für den Nutzen im täglichen Verkehr fehlt noch breites Verständnis und Akzeptanz. Insbesondere wenn es um Verkehrsflächen- und Budgetverteilung zwischen automobilaffinen und fahrradaffinen Infrastrukturprojekten geht. Dementsprechend sind, automobilitätshistorisch bedingt, auch die zuständigen und verantwortlichen Institutionen in Österreich (Verkehrsämter, Planungsbüros, Universitäten, usw.) organisiert und eingestellt. Ein Paradigmenwechsel in der Mobilitätskultur kann und wird ohne organisationsstruktureller und inhaltlicher Anpassungen dieser Institutionen nicht erfolgen.

3. Methodenproblem:
Tradierte Verkehrsplanungsmethoden (Verkehrsmodelle) erweisen sich in urbanen Räumen (Ballungsräumen) für Radverkehrsplanungen als unzureichend, wenn sie mit den damit geschaffenen Infrastrukturen gleiche Effekte im Mobilitätsverhalten erreichen wollen wie mit MIV- oder ÖV-Planungen.

Kurzbeschreibung

Die Kapazität des Straßennetzes im steirischen Kernballungsraum ist ausgeschöpft. Ein Wandel im Mobilitätsverhalten ist nötig. Auf Basis von GPS-Daten entwickelt das Land Steiermark ein strategisches Radwegenetz. Die Datengenerierung erfolgte ausschließlich durch die aktive Teilnahme der Bevölkerung. Dazu bot das Land Steiermark in den Jahren von 2013 bis 2018 Menschen in der Steiermark die kostenlose Verwendung der Bike Citizens App an. Die App erfasst Alltagszwecke und bietet eine ideale Grundlage für vorausschauende Infrastruktur- und Raumplanung.


Es werden mit dem Projekt folgende Ziele verfolgt:
1) Erarbeitung eines kategorisierten Radinfrastrukturnetzes nach den Prinzipien der (automobilorientierten) Straßenverkehrsplanung und als Grundlage für weiterführende Machbarkeitsstudien und Detailplanungen
2) Entwicklung einer dafür geeigneten Planungsmethode
3) Schaffung eines „Bildes“ (Vision), wie Radinfrastruktur gestaltet sein muss, um eine Veränderung im Mobilitätsverhalten zu erreichen
4) Das „Bild“ als Anstoß und Basis für einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel im Mobilitätsverhalten, als Analogie zu Beispielen in anderen Ländern (Deutschland, Niederlande, Dänemark etc.). Als Anstoß zu einem Bekenntnis von Politik und Gesellschaft zu einem verkehrsplanerisch nachfrageorientierten Radverkehrsnetz

Resultate

• Bekundungen von Entscheidungsträgern zu Gemeindegrenzen übergreifenden Kooperationen (Netzfunktion)
• Medieninteresse
• Vermehrtes Interesse und Anfragen von Gemeinden und (Groß)Unternehmen bezüglich Planungsergebnisse (Radnetzstudie) und Radverkehrsförderungen
• Verstärkte Integration des Radverkehrs in den (Straßen)Verkehrsplanungen des eigenen Wirkungsbereiches (Landesstraßen)

Einreicher

Land Steiermark, A 16, Verkehr und Hochbau

Partner

Bike Citizens: Planungsauftrag; TU Graz, ISV: Alex van Dulmen; Planum: Georg Huber

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