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DIE WOHNSTRASSE BLÜHT AUF

DIE WOHNSTRASSE BLÜHT AUF
Anwohner-Feedback. Foto kann auch extra gesandt werden.

Ziele/Ideen

2018 stellten wir uns erstmals die Frage „Was ist das Konzept der Wohnstraße? Wir haben z.B. gefragt, warum diese Wohnstraßen heutzutage nicht so genutzt werden, wie von den Initiator*innen vorgesehen und auch gesetzlich verankert ist. (siehe z.B. § 76b der österreichischen Straßenverkehrsordnung). Hier dürfen wir laut Gesetz und ohne weitere Erlaubnis mitten auf der Wohnstraße spazieren. Wir könnten dort spielen – sogar (Fuß-)Ballspiele sind erlaubt. Wir können gegen die Einbahn Radfahren und Gegenstände wie Liegestühle in freien Parklücken platzieren, während man sich selbst dort aufhält. All das ist erlaubt, solange wir auf andere Nutzer*innen der Wohnstraße Rücksicht nehmen und Autos nicht daran hindern in Schrittgeschwindigkeit zu einem Parkplatz zu- oder abzufahren. Und trotzdem, kaum jemand nutzt eine der 190 Wohnstraßen in Wien, welche als erweitertes Wohnzimmer für Anwohner*innen, Nachbar*innen und andere Interessierte dient.
Im Rahmen unserer Stadtarbeit und Stadtforschung fanden wir drei wesentliche Gründe heraus, warum dies der Fall ist: Es gibt zu wenig Informationen, wie man Wohnstraßen nutzen kann. Die Wohnstraße lädt meist nicht zum Verweilen ein. Autos dominieren die Wohnstraße und Menschen fühlen sich dort nicht sicher. Viele Wiener*innen sind auch nicht daran gewöhnt, die Wohnstraße für sich einzunehmen – es gibt keine „Kultur des Wohnstraßenlebens“.

Durch eine permanente künstlerische Intervention hat space and place nun ein Statement im 15. Wiener Gemeindebezirk gesetzt, das über den Bezirk hinauswirkt. Die Bemalung des Straßenbelags in der Markgraf-Rüdiger-Straße/Ecke Langmaisgasse mit überdimensionalen Blumen (nach einem Entwurf der Künstlerin Julia Scharinger-Schöttel) bringt ab nun die Straße im wahrsten Sinne des Wortes zum Aufblühen. Das Design fungiert einerseits als Signal für die Autofahrer*innen und fordert sie auf, vom Gas zu steigen. Andererseits bietet es einen Mehrwert für die Anwohner*innen: Die Wohnstraße wurde aufgewertet und entschleunigt, ja als „Blumen-Wohnstraße“ zum Openair-Treffpunkt. Gerade im 15. Bezirk mit seiner heterogenen Nachbarschaft (von alteingessen über migrantisch bis jung-alternativ) besteht nunmehr die Chance, sehr unterschiedliche Menschen an einem Ort zusammenzubringen. Dass die Blumen-Wohnstraße auf unsere Anregung hin während der Sommermonate als „coole Straße“ genutzt wird, unterstützt unser Anliegen.

W24, ein lokaler Wiener Fernsehsender, hat uns im Mai 2018 interviewt und gesagt, es wäre eine Revolution, wenn man Wohnstraßen in Wien auch aktiv nutzen würde. Doch Kultur ist ein erlerntes Verhalten und kann daher auch verändert werden. Unsere Bemalung unterstützt die „Kultur des Wohnstraßenlebens“. Sie unterstützt Stadtbewohner*innen darin, sich für neue soziale Räume zu öffnen und sich ihren Freiraum zu nehmen.

Kurzbeschreibung

space and place hat im Rahmen der Projektreihe „WIEN LEBT“ mit zahlreichen #wohnstrassenleben Aufklärung betrieben, was auf Wohnstraßen alles möglich ist. Bei gemeinsamen Happenings wurden auf der Straße Wohnräume simuliert, es wurde getafelt, Musik gemacht, Schach gespielt, Möbel gebaut, Kleider getauscht, Bilder gemalt und ausgestellt, ... – doch der Faktor des fehlenden Sicherheitsgefühls blieb ein Kernproblem. Besonders die Markgraf-Rüdiger-Straße im 15. Bezirk hinter der Stadthalle ist eine stark vom Durchzugsverkehr geplagte Wohnstraße. So entstand die Idee, durch eine permanente künstlerische Intervention – die Bemalung des Straßenbelags in der Markgraf-Rüdiger-Straße/Ecke Langmaisgasse mit überdimensionalen Blumen – ein Statement zu setzen und die Straße bzw. das gesamte Grätzel im wahrsten Sinne des Wortes zum Aufblühen zu bringen. Unsere Vision: Wiens Wohnstraßen mit den Mitteln der Kunst eine neue Identität verleihen und in urbane Wohlfühl- und Klimaoasen verwandeln!

Resultate

Städte sind durch den Klimawandel gerade im Begriff sich stark zu wandeln. Mit der beschriebenen Kunstaktion leisten wir einen Beitrag zu einer ökologischeren Stadtentwicklung. Wir regen zu einer neuen differenzierten Wahrnehmung des städtischen Raumes an sowie dazu, neue soziale Räume zu öffnen und Dialoge zu führen. Wir initiieren eine „Kultur des Wohnstraßenlebens“ brechen internalisierte Muster der Wahrnehmung von Straßen als reine Autostraßen auf.
Dass sich der Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus für das Projekt „Straßenbemalung“ engagierte und das Kunstwerk auf der Straße schlussendlich finanzierte, passierte nicht von heute auf morgen. Dieses Engagement ist mithin Output einer mehrjährigem Projektarbeit in der (vom Verein Stadtimpuls aus Mitteln der Stadt Wien unterstützten) Reihe „WIEN LEBT … auf der Wohnstraße“:
Wie auf unserer Website nachgelesen werden kann, wurde „WIEN LEBT“ in einem ersten Testlauf im Jahr 2018 im Fokusgebiet des 15. und 16. Wiener Gemeindebezirks realisiert und wurde im Jahr 2019 auf weitere Regionen – u.a. auch auf Wohnstraßen im 18. Wiener Bezirk – ausgeweitet (vgl. http://spaceandplace.at/wohnstrassenleben-rueckblick). Bei der Ausgestaltung von Aktivitäten kooperiert space and place immer mit lokal ansässigen Initiativen und Vereinen und mit Menschen und Institutionen, denen die Eroberungen von neu zu erschließenden sozialen Räumen Spaß macht. Es stellt die Ergebnisse der eigenen Forschungen auch bei nationalen und internationalen Kongressen und Veranstaltungen vor – zum Beispiel beim interdisziplinären „Symposion of Well-being“ an der Universität Bordeaux . Das Projekt wurde von den Medien entdeckt und kommentiert. Wir waren im Fernsehen und Radio zu Gast und unsere Aktivitäten wurden in verschiedenen Print-Medien beschrieben (mehr dazu unter http://spaceandplace.at/medien/wohnstrassen/). Mehrere Bezirksvorstehungen, Schulen und Kreative haben auf unsere Initiative reagiert und uns um Rat gefragt, wie sie Wohnstraßenleben in ihren Bezirken realisieren können. Anwohner*innen haben Interesse gezeigt, selbst Wohnstraßenleben zu initiieren. Space and place fungiert hier also als Thinktank – als Vordenker. Es ist erklärtes Ziel des Projektes, dass sich unsere Ideen herumsprechen und dass sie auch in der einen oder anderen Art übernommen und weiterentwickelt werden können.

Einreicher

space and place

Partner

space and place: Initiator, Kurator - Stadtarbeit & Stadtforschung

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