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Lückenschluss im öffentlichen Verkehr - Linienbetrieb auf Fahrradwegen in der Stadt Salzburg

Lückenschluss im öffentlichen Verkehr - Linienbetrieb auf Fahrradwegen in der Stadt Salzburg
Simon Zachhuber

Ziele/Ideen

Lösungsbereich 1: Allgemein gesehen ist SCOPEY eine Antwort auf die hohe Umweltbelastung durch den motorisierten Individualverkehr (MIV) vor allem in urbanen Gebieten (u.a. durch Schadstoffausstoß, Lärmbelastung, Flächenversiegelung für Straßen, aber auch Staubelastung). Bei einer umweltfreundlichen Bewältigung des steigenden Mobilitätsbedarfs in Ballungszentren muss der Öffentliche Verkehr (ÖV) eine entscheidende Rolle spielen. Ein Hebel, den man hier bewegen kann, sind restriktive Maßnahmen gegen unerwünschte Modalitäten oder Antriebsarten. Will man den ÖV aber aktiv als attraktive Alternative positionieren, müssen vor allem die Verbindungen flexibler und schneller werden, denn genau in diesen Bereichen hat das Auto bzw. das Motorrad momentan noch große Vorzüge.
Konkret zeigt sich hier in der Stadt Salzburg die Problematik, dass der Obusverkehr im Stadtzentrum (mit wenigen Ausnahmen) die gleiche Straßeninfrastruktur verwenden muss wie der MIV. Stau und erhöhtes Verkehrsaufkommen wirken sich somit auch auf diese Öffentlichen Verkehrsverbindungen in Zeitverlusten aus, der ÖV kann sich nicht positiv vom MIV abheben. Eine Interviewpartnerin fasste die Problematik treffend zusammen: "Wenn ich so oder so im Stau stehen muss, dann lieber allein in meinem Auto als in einem vollen Bus."
Eine zweite Problematik verstärkt das erste Problem. Der Fluss Salzach trennt die Stadt in zwei Teile und ist mit dem Obus bei vier Brücken überquerbar. Drei dieser vier Brücken (Lehener Brücke, Staatsbrücke, Karolinenbrücke) liegen direkt im Stadtzentrum mit seinen charakteristischen engen Straßen und Einbahnabschnitten. Alle salzachquerenden Linien fahren über diese Brücken und somit direkt durchs Stadtzentrum. Dies ist zwar positiv, um den hohen Andrang an Touristen zu bewältigen, führt aber vor allem im Norden und Süden der Stadt zu langen Umwegen und Fahrtzeiten. Den Autofahrern steht im Norden der Stadt die Autobahn als attraktive und zeitsparende Alternative zur Verfügung. Der Stadt-ÖV hat nördlich der Lehener Brücke bis Laufen (15 km) keine Querungsmöglichkeit mehr (Ausnahme sind Linien der Überlandbusse).

Zusammengefasst kann man sagen: Der öffentliche Verkehr im Stadtzentrum (mit Ausnahme der S-Bahn) ist bei Staus verzögerungsanfällig und bietet im Norden und Süden der Stadt kaum Möglichkeiten, die Salzach zu überqueren.

Lösungsbereich 2: Eine zweite, etwas untergeordnete Problemzone sind Verbindungen zu Randzeiten. Die Taktung der Öffentlichen Linien wird in diesen Zeiten ausgedünnt, die Verbindungen unflexibler (vor allem linienübergreifend). Jedoch müssen die gleichen Gefäße verwendet werden, die zu Stoßzeiten bis zu 50 Passagiere transportieren. Dies führt zu Bussen, die mehr oder weniger leer durch die Stadt fahren.

Kurzbeschreibung

SCOPEY ist ein Produkt- und Dienstleistungskonzept, bei dem Personentransportfahrräder mit elektrischer Unterstützung im urbanen Raum Lücken im öffentlichen Verkehrsnetz schließen. Auf Bedarf abgestimmt verkehren die Fahrzeuge teils auf fixen Linien und teils on-demand. Die im Vergleich zu anderen öffentlichen Verkehrsmitteln geringen Dimensionen ermöglichen die Nutzung von geeigneten Teilen der Fahrradwegeinfrastruktur. So können neue Routen geschaffen werden, die direkter und vom motorisierten Individualverkehr unabhängig verlaufen. Das Konzept wurde im Rahmen meiner Masterthesis speziell für die Stadt Salzburg entwickelt, lässt sich aber auch auf Gebiete mit ähnlicher Topographie und Infrastruktur skalieren. Die Thesis umfasst neben umfassender Literaturrecherche, zahlreichen Experteninterviews (u.a. mit Dr. Elisabeth Oberzaucher, Stadtrat Johann Padutsch, Carl-Friedrich-Eckhardt (Center for Urban Mobility, BMW)), Fokusgruppentests und Designarbeit auch eine erste Businessplanung.

Resultate

Da es sich bei vorliegender Arbeit um ein Konzept handelt, kann ich nur einen hypothetischen Ausblick auf jene Auswirkungen geben, die SCOPEY meiner Meinung nach haben kann.
In der Stadt der Zukunft werden Fußgänger, Radfahrer und ein flexibles und hochattraktives ÖV-System die Verkehrslandschaft prägen und für eine Steigerung der Lebensqualität sorgen. Erste Entwicklungsschritte in diese Richtung zeigen sich bereits, indem z.B. der hohe Flächenbedarf des MIV kritisch hinterfragt wird und in vielen Städten der Verkehrsraum neu überdacht und verteilt wird. Der motorisierte Individualverkehr wird auf jene wenigen Wege beschränkt, für die er die sinnvollste Option ist.
Um bei diesem Ziel anzukommen, senden Konzepte wie SCOPEY ein klares Signal, dass der Öffentliche Verkehr eine innovative und attraktive Alternative zum MIV ist (sowohl optisch als auch in der Nutzung). Die völlig neue Fahrzeugkonfiguration, die innovative Sitzanordnung und das intelligente Dienstleistungssystem im Hintergrund weisen dem Nutzer die Richtung in die Zukunft. Das Konzept wird nicht als Konkurrenz zu bestehenden ÖV-Angeboten positioniert, sondern dient als Ergänzung und Stärkung der vorhandenen Ressourcen. Um die Fahrradwege nutzen zu dürfen, wird die Rikscha teilweise muskelbetrieben sein. Unterstützend ist ein elektrischer Motor installiert. Somit ist dieser Teil des ÖV-Netzes emissionsarm, leise und sendet eine positive Botschaft für aktive und saubere Mobilität. Zusätzlich dazu wurde bei der Gestaltung des funktionalen Aufbaus darauf geachtet, eine verhältnismäßig geringe Anzahl an verschiedenen Komponenten zu verwenden, um leichte Wartung und Reparatur zu gewährleisten.
Kritisch zu betrachten ist die Thematik der Fahrzeugherstellung und des laufenden Batteriebetriebs. Beides bedarf eines hohen Energieaufwandes, speziell die Batteriethematik ist in puncto Nachhaltigkeit ein kritischer Punkt. Da die Masterthesis aufgrund der Qualifikationen des Autors vorrangig Theorie, Empirie und Konzeption betont, konnte auf dieses Thema nicht umfassend eingegangen werden. Es sei festgehalten, dass bei einer möglichen Umsetzung des Konzepts in die Praxis im Bereich Herstellung und Betrieb sehr viel Arbeit investiert werden muss, um ein Produkt zu erzeugen, das den Maßstäben der Nachhaltigkeit entspricht.

Einreicher

Herr Simon Zachhuber

Partner

Radverkehrskoordination Stadt Salzburg: Beratung, gemeinsame Konzeption

GI Mobility Lab (Universität Salzburg): Beratung

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