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"Ich entlaste Städte" - Das Lastenrad-Testangebot für gewerbliche und öffentliche Nutzer

DLR / Amac Garbe

Ziele/Ideen

In Zeiten von Fahrverboten und Abgasmanipulationen gilt es neue Lösungen für den Verkehr zu finden, insbesondere für den Lieferverkehr auf der letzten Meile. Dieser ist einerseits aufgrund des boomenden Onlinehandels ein Wachstumsmarkt, steht aber auch in Konflikt mit gesellschaftlichen Zielen wie Luftreinhaltung, Klimaschutz und urbane Lebensqualität.

Und obwohl eine nachhaltige Gestaltung des Lieferverkehrs hohen politischen Handlungsdruck aufweist, wird dies bislang von vielen öffentlichen und privaten Akteuren kaum berücksichtigt. Insbesondere im unternehmerischen Kontext sind die Treiber und Hemmnisse hinsichtlich einer Verhaltensänderung in Richtung nachhaltiger Mobilität bislang kaum erforscht.

Kurzbeschreibung

Das Projekt „Ich entlaste Städte“ möchte die Nutzung von Lastenrädern für Transporte auf der letzten Meile und für den Dienstleistungsverkehr spürbar voranbringen. Mehrere hundert Unternehmen und öffentliche Einrichtungen beteiligen sich dafür an Europas größtem gewerblichem Lastenradtest.

Seit September 2017 stellt das DLR-Institut für Verkehrsforschung Firmen und öffentlichen Einrichtungen 150 moderne E-Lastenräder zur Verfügung. Bei einer Nutzungspauschale von 1 Euro pro Tag können die Organisationen ohne große Investitionen Lastenräder in einem 3-monatigen Praxistest ausprobieren.

Ziele sind dabei die Erforschung von Treibern und Hemmnissen der gewerblichen Lastenradnutzung, die präzise Bewertung ihres Potenzials für die urbane Mobilität, sowie ein aktiver Beitrag zur praktischen Umsetzung der Verlagerung gewerblichen Kfz-Verkehrs auf eine stadtverträgliche Alternative.

Resultate

Angelangt im dritten Projektjahr ist Europas größter gewerblicher Lastenradtest voll operativ: Bislang haben sich 1.700 Unternehmen, Kommunen, Selbstständige und NGOs aller Größen und Wirtschaftszweige zur Teilnahme beworben. Bis Juni 2019 haben bereits über 700 Unternehmen und Institutionen am Lastenradtest teilgenommen. Mehr als 98 Prozent der Fahrten würden die Tester erneut mit dem Lastenrad zurücklegen. Am Ende der dreimonatigen Testphase erwägt die Hälfte der Teilnehmer die Anschaffung eines eigenen Lastenrads oder kauft es sofort. Zwei Drittel der bislang rund 120.000 mit den Lastenrädern zurückgelegten und per App aufgezeichneten Kilometer hätten die Betriebe sonst mit konventionellen Pkw oder Lieferwagen durchgeführt.

Ein vom Transportation Research Board (TRB) prämierter und kürzlich erschienener Fachartikel beantwortet die Frage, wie schnell Betriebe im täglichen Einsatz mit einem Lastenrad im Vergleich zum konventionellen Lieferfahrzeug unterwegs sind und welche Faktoren die Fahrtzeitenunterschiede zwischen Lastenrad und Pkw beeinflussen. Hierfür wurde jeder aufgezeichneten Lastenradfahrt mithilfe von Google Maps eine virtuelle Autofahrt gegenübergestellt und dabei neben Start- und Zielort auch die Verkehrssituation berücksichtigt. Das erstaunliche Ergebnis: Bei Strecken bis zu drei Kilometern sind Cargobikes und Autos nahezu gleich schnell, erst ab fünf Kilometern ist das Auto überlegen. 50 % der Fahrten wären bei einem Wechsel vom Auto zum Lastenrad höchstens zwei bis zehn Minuten später angekommen. Bereits kleine Änderungen an den noch bestehenden Fahrtzeitenvorteilen von konventionellen Lieferfahrzeugen können also bereits zu einem substanziellen Effekt führen. Dies ist ein relevantes Ergebnis für die Verkehrspolitik (siehe auch Begleitmaterial).
Für einen weiteren in Arbeit befindlichen Fachartikel kann mithilfe von mehreren tausend virtuellen Fahrzeugwahl-Entscheidungen der Testteilnehmer bewertet und monetarisiert werden, wie Parameter (bspw. das Wetter oder die Parkplatzverfügbarkeit) die Entscheidung für oder gegen das Lastenrad im operativen Alltag beeinflussen.

Die Erfahrungen des Lastenradtests helfen aber nicht nur der Forschung, sondern auch Organisationen, die selbst ein Verleihprogramm anbieten möchten, sowie den Lastenrad-Herstellern, für die das umfangreiche Feedback und die Fahrzeug-Anforderungen der verschiedenen Testteilnehmer aufbereitet werden.

Einreicher

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Institut für Verkehrsforschung

Partner

messenger Transport + Logistik GmbH: Auftragnehmer: Logistik und Wartung der Fahrzeuge

cargobike.jetzt: Arne Behrensen

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