Wir verwenden Cookies um Ihnen bestmöglichen Service zu bieten. Indem Sie diese Seite nutzen, erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.

Last Mile - Lösungskonzepte zur nachhaltigen Möbilität in alpinen Tourismusorten

Last Mile - Lösungskonzepte zur nachhaltigen Möbilität in alpinen Tourismusorten
Jens-Michael Kirchhof

Ziele/Ideen

Der Beitrag des Tourismus zur Beschäftigung, zum Wirtschaftswachstum und letztendlich zum Wohlstand in Österreich ist unumstritten. Insbesondere im ländlichen Raum ist der Tourismus der wichtigste Wachstums- und Beschäftigungsmotor. Außerdem stärkt der Tourismus die Ökonomie einer Region und sichert die Lebensqualität der ansässigen Bevölkerung (Zöll, 2018).
Der Tourismus hat aber nicht nur positive Seiten. Rund fünf Prozent des globalen Emissionsverbrauches kommen aus dem Tourismus, wobei hier 75 % auf die Mobilität entfallen(Jurik, 2018). Der motorisierte Individualverkehr hat negative Auswirkungen (z. B. Lärm, Abgase), dies kann zu einer Beeinträchtigung des Lebensraumes und somit zur Minderung der Lebensqualität der ansässigen Bevölkerung führen (Zöll, 2018). Umweltfreundliche Mobilität ist hier ein wichtiger Baustein, welcher bereits in den Mitgliedsorten von Alpine Pearls umgesetzt wird (Jurik, 2018).
„Der Alpentourismus bietet wirtschaftliche Chancen und stellt gleichzeitig eine Gefahr für die Umwelt in den Alpen dar. Zwischen diesen beiden Aspekten muss ein Gleichgewicht gefunden werden, das auch die Anreisemöglichkeiten und das Nahverkehrsangebot vor Ort betrifft.“ (Alpenkonvention "Last Mile")
Die unzureichende Erfüllung des Bedürfnisses nach Bequemlichkeit, Komfort, schneller Planung und Durchführung der Reise, sowie schweres Gepäck und oftmaliges Umsteigen, lässt meist den öffentlichen Personenverkehr in den Hintergrund rücken. Das beliebteste Verkehrsmittel ist nach wie vor der PKW im Tourismus. (Zech et al., 2013)
Außerdem ist das Phänomen der „ersten und letzten Wegstrecke“ ausschlaggebend für die Verkehrsmittelwahl entlang der gesamten Mobilitätskette. Die erste Wegstrecke ist jener Weg in den Urlaub, der von Zuhause bis zum Bahnhof oder der Bushaltestelle zurückgelegt wird. Die letzte Wegstrecke stellt den Weg vom Bahnhof zum Hotel im Urlaubsort dar. Wird das Angebot nicht an die Bedürfnisse der Reisenden ausgerichtet, oder stellt sich eine Planung für den Reisenden als zu kompliziert und langwierig heraus, wird auf dessen Inanspruchnahme eher verzichtet. (Ibesich & Kurzweil, 2009)

Kurzbeschreibung

Das Hauptziel des Projektes war es, Mobilitätslösungskonzepte für den letzten Kilometer in sechs ausgewählten Mitgliedsorten des Auftraggebers Alpine Pearls (Bled, Berchtesgaden, Werfenweng, Hinterstoder, Weißensee und Bohinj) zu entwickeln. Die letzte Wegstrecke, auch letzte Meile genannt, ist der Weg von der Haltestelle eines öffentlichen Verkehrsmittels bis zur Unterkunft.
Der Projektauftrag von Alpine Pearls umfasste daher eine Analyse der Ist-Situation (Markt- und Umfeldanalyse) sowie eine empirische quantitative Forschung um die Anforderungen der Zielgruppe „Urlaubsgäste, welche öffentlich an- und abreisen“ zu erheben. Darüber hinaus umfasste der Auftrag eine qualitative Befragung der Urlaubsgäste der ausgewählten Mitgliedsorte über die Zufriedenheiten und die Herausforderungen bezüglich der Bewältigung der letzten Wegstrecke. Aus den Erkenntnissen dieser wissenschaftlichen Erhebungen wurden im Anschluss Mobilitätslösungskonzepte für die Mitgliedsorte abgeleitet und formuliert.

Resultate

Das Projekt hat mit 1. Oktober 2018 begonnen und endete im Mai 2019. Einige Auszüge der Resultate werden an dieser Stelle kurz zusammengefasst. Ausführliche Informationen können der Präsentation im Anhang entnommen werden.

Die Mitgliedsorte von Alpine Pearls erfüllen schon jetzt einen hohen Anspruch im Bereich der nachhaltigen und umweltschonenden Anreise bzw. Mobilität vor Ort. Es kann festgestellt werden, dass die Information und Kommunikation in Bezug auf die Bewältigung der letzten Wegstrecke in allen Mitgliedsorten Verbesserungspotenzial aufweist.
In Bezug auf die Möglichkeiten zur Bewältigung der letzten Wegstrecke weisen die Mitgliedsorte nur noch teilweise Verbesserungspotenziale auf.
Daher konzentrieren sich die erstellten Mobilitätslösungskonzepte für die Verbesserung der letzten Wegstrecke in den ausgewählten Mitgliedsorten auf den Aspekt der Information und Kommunikation bezüglich der Bewältigung der letzten Wegstrecke.

Im Folgenden wird für jeden ausgewählten Tourismusort ein Auszug aus den erkannten Verbesserungspotenzialen und den dazu gehörigen Lösungskonzepten aufgezeigt:

Werfenweng:
Zur Bewältigung der letzten Wegstrecke stehen den Urlaubsgästen in Werfenweng das Taxi oder der W3-Shuttle zur Verfügung. Der W3-Shuttle hat einen vorgegebenen Fahrplan, dennoch gilt es den Shuttle mindestens eine Stunde bevor eine Person den Shuttle nutzen möchte, telefonisch zu kontaktieren. Aus den qualitativen Interviews mit den Urlaubsgästen konnte erhoben werden, dass eine Herausforderung in Werfenweng das Auffinden der Abfahrtsorte der Verkehrsmittel für die Bewältigung der letzten Wegstrecke bei den Bahnhöfen (Pfarrwerfen, Bischofshofen) ist. Um die genannten Herausforderungen der Urlaubsgäste zu beheben, ist ein Lageplan angedacht. Da in Pfarrwerfen keine Beschilderung vorhanden ist und in Bischofshofen die Beschilderung zwar vorhanden ist, aber laut den Urlaubsgästen zu wenig ist, wird der Lageplan für den Bahnhof in Bischofshofen und Pfarrwerfen eingesetzt. Je nach Bedarf kann der Lageplan auch am Bahnhof Werfen eingesetzt werden. Nach der Ankunft im Ort Werfenweng können Urlaubsgäste, welche in einer samo-Unterkunft nächtigen, die samo-Card um € 10,- erwerben. Die samo-Card beinhaltet verschiedene Leistungen im Zusammenhang mit der Mobilität und Freizeitaktivitäten, welche den Besitzern einer samo-Card „gratis“ zur Verfügung stehen. Aus den qualitativen Interviews mit den Urlaubsgästen konnte erhoben werden, dass Informationslücken im Zusammenhang mit der samo-Card in Werfenweng auftreten. Urlaubsgäste sind sich unklar, wieviel die samo-Card kostet und welche Angebote die samo-Card beinhaltet. Um die Informationslücken der Urlaubsgäste in Bezug auf die samo-Card zu beseitigen, sind Bildschirme in den Shuttles angedacht, welche Informationen über die samo-Card und den Ort Werfenweng während der Fahrt an Urlaubsgäste weitergeben. Dabei werden pro Shuttle zwei Bildschirme montiert. Hierbei werden zuerst Informationen über den Ort Werfenweng und danach Informationen über das samo-Konzept abgespielt.

Bled:
Aus den qualitativen Interviews konnte erhoben werden, dass für die Urlaubsgäste bei der Bewältigung der letzten Wegstrecke in Bled herausfordernd war, die Abfahrtspunkte der einzelnen Bewältigungsmöglichkeiten zu finden. Für den Fuß- bzw. Radweg und den Abholservice der Unterkunft gibt es keine Beschilderung. Der Verbesserungs- bzw. Lösungsansatz, welcher sich aus der Ausgangssituation und der Problemstellung ergibt, ist eine vermehrte Beschilderung der Abfahrtsstandorte der Bewältigungsmöglichkeiten für die letzte Wegstrecke. Unterstützend dazu ergibt sich als Verbesserungs- bzw. Lösungsansatz das bereits vorhandene „Ask me, I’m local!“-Projekt auf die letzte Wegstrecke umzulegen. Dabei sollen Einheimische an beiden Bahnhöfen, Lesce-Bled und Bled Jezero und auch bei der Flixbushaltestelle im Zentrum vor Ort sein. Sie sollen orientierungslose Urlaubsgäste unterstützen, indem sie Informationen durch ein persönliches Gespräch weitergeben sowie bereits vorhandene Broschüren wie beispielsweise Broschüren mit Fahrzeiten des Linienbusses anbieten.

Berchtesgaden:
Aus den qualitativen Interviews mit den Urlaubsgästen, der Tourismusverantwortlichen sowie aus der Mobilitätsinfrastrukturrecherche geht hervor, dass es den Urlaubsgästen an Informationen über die unterschiedlichen Bewältigungsmöglichkeiten vor Ort fehlt. Des Weiteren besteht ein Problem im Erhalt der Gästekarte, da die Urlaubsgäste die Gästekarte erst nach dem Check-In in der Unterkunft erhalten und dadurch die letzte Wegstrecke, wenn diese mit dem Linienbus bewältigt wird, bezahlt werden muss, wobei diese durch die Nutzung der Gästekarte kostenlos wäre. Ausländische Urlaubsgäste tun sich zudem bei der Einholung von Informationen über die letzte Wegstrecke, aufgrund von sprachlichen Barrieren schwer. Der Verbesserungs- bzw. Mobilitätslösungsansatz, welcher sich aus der Ausgangssituation und der Problemstellung ergibt, ist ein Welcome-Point am Bahnhof in Berchtesgaden, wodurch die Urlaubsgäste Informationen und die Gästekarte einfach erhalten können. Des Weiteren wird durch den Welcome-Point den anreisenden Urlaubsgästen ein Willkommensgefühl und eine bestmögliche Informationsbereitstellung geboten. Um diesen so umfangreich, informativ und einladend als möglich zu gestalten, sollen bei diesem Welcome-Point ein/e MitarbeiterIn der Tourismusinformationsstelle mit einem Pult, neuen Informationsprospekten, einem Aufsteller für das Auflegen der Informationsmaterialien, Gutscheine für vergünstigte Kaffees und provisorische Ersatzgästekarten, welche aus Papier sein könnten, um die letzte Wegstrecke kostenlos zu bewältigen, vorhanden sein. Ein weiterer Beitrag die Desorientierung zu den Mobilitätslösungen der Urlaubsgäste zu verbessern, soll ein interaktiver digitalisierter Lage- und Informationsplan am Bahnhof von Berchtesgaden aufgestellt und installiert werden. Der Lage- und Informationsplan soll den Urlaubsgästen eine gute Übersicht über alle Verkehrsmittel sowie Fußwege in Berchtesgaden bieten.
Der interaktive und digitalisierte Lage- und Informationsplan soll in Form eines Touch-Pults am Bahnhof stehen. Die Urlaubsgäste, welche öffentlich anreisen und sich über die letzte Wegstrecke informieren möchten, aber auch jene Urlaubsgäste und Personen, welche bereits vor Ort sind, können sich über Mobilitätsangebote in Berchtesgaden einfach, zielorientiert und auf einen Blick informieren.

Hinterstoder:
In Hinterstoder ist es oft schwer Informationen über Möglichkeiten zur Bewältigung der letzen Wegstrecke (z.B. Buslinien) zu erhalten. Vor allem im Online-Bereich. Es wurden zum Beispiel schwer auffindbare Onlinefahrpläne identifiziert - teilweise sind Fahrpläne auch nur in PDF- oder Papierform verfügbar. Auch auf vielen Unterkunftsseiten gibt es kaum Informationen zu einer öffentlichen An- und Abreise. Darüber hinaus wird das Mobilitätsangebot innerhalb des Ortes unzureichend kommuniziert. Zur Verbesserung dieser Situation wurden Maßnahmen hinsichtlich der Kommunikation, der Vor-Ort Mobilität und dem allgemeinen Bewusstsein gegenüber nachhaltigem Reisen angedacht. So wird zum Beispiel im Bereich der Kommunikation eine interaktive Fahrplankarte erstellt, welche grafisch an eine Google Maps Karte angelehnt ist. Diese gibt Auskunft über die möglichen Mobilitätsangebote in der Gemeinde Hinterstoder. Die Urlaubsgäste können durch die Online-Fahrplankarte auf schnellstem Wege Auskunft zu Last-Mile-Möglichkeiten und der Vor-Ort-Mobilität erlangen. Auch Personen die mit einem Pkw angereist sind haben so die Möglichkeit sich zu informieren und auf den öffentlichen Personenverkehr umzusteigen.

Weissensee:
In Weissensee sind die bestehenden Transportmöglichkeiten zufriedenstellend, die Intervalle und Fahrzeiten werden von den Befragten allerdings als ausbaufähig interpretiert. Bei der Befragung hat sich zum Beispiel ergeben, dass das Bahnhofshuttle grundsätzlich sehr gut funktioniert und ein tolles Service für Urlaubsgäste darstellt. Lediglich an Spitzenzeiten kommt es zu kleineren Problemen mit dem Gepäck, zu Wartezeiten und vielen Stopps. Um den Bedarf bei Spitzenzeiten decken zu können, ist der Kauf eines weiteren Shuttle-Fahrzeuges notwendig. Auch der Zahlvorgang wurde von den Anreisenden als komplex empfunden. So muss jeder Fahrgast € 10,00 pro Fahrt mit dem Bahnhofshuttle bezahlen. Die Gäste, die in Mobilitätspartner-Betrieben unterkommen, bekommen dieses Geld zwar wieder zurückerstatten; laut der Befragung führt dies bei den Gästen allerdings zu starker Verwirrung und der Ablauf wird als "anstrengend" empfunden. Als Maßnahme ist daher angedacht, diesen Ablauf reibungsloser zu gestalten und einen transparenten Bezahlvorgang zu ermöglichen. Gäste, welche in einer Unterkunft wohnhaft sind die Mobilitätspartner ist, sollen gleich zu Beginn ihrer Reise kostenlos antreten können.

Bohinj:
Die Ergebnisse aus Bohinj zeigen, dass das Mobilitätsangebot noch ausbaufähig ist, die Region aber Potential für autofreien Tourismus hat. Die Nachhaltigkeits-Philosophie ist im Ort allerdings noch nicht verankert. Auch hier ist der Kommunikationsfluss bezüglich der Mobilitäts-Optionen nicht durchgängig. Zur Verbesserung dieser Herausforderungen wurden Konzepte in Richtung Kommunikation, Last Mile Möglichkeiten und der Wertschätzung gegenüber nachhaltigem Reisen erarbeitet, um die Mobilitätssituation in Bohinj zu verbessern. Eine durchgehende Information im Buchungsprozess über die Bewältigung der Last Mile soll Aufmerksamkeit für Alpine Pearls und das Mobilitätsangebot gewährleisten und zur autofreien Anreise anregen. Die autofreie Anreise soll ein wichtiger Faktor im Buchungsprozess werden. Bereits auf div. Buchungsplattformen und direkt auf der Website der Unterkunft wird die öffentliche Anreise sowie komfortable Last Mile Möglichkeiten als Service beworben. Mit der schriftlichen Buchungsbestätigung bekommen die Urlaubsgäste eine ausführliche Information zur Last Mile & Mobilität vor Ort mitgeschickt. Dieses Infomaterial ist auf den Ort und die Saison zugeschnitten, aber von Alpine Pearls gebrandet. Nach dem Aufenthalt erhalten die Gäste eine “Danke-Mail”. Die Unterkunft & Alpine Pearls bedanken sich für den Aufenthalt, die gemeinsam erlebten Momente und den gelebten Umweltschutz im Einklang mit der Natur. Kommende Events und Besonderheiten der Region laden auf ein Wiedersehen ein. Zusätzlich wird auch auf das Angebot weiterer Tourismusorte von Alpine Pearls hingewiesen.







Einreicher

FH Wiener Neustadt GmbH Campus Wieselburg

Partner

ALPINE PEARLS : Auftraggeber

auf Facebook teilen twittern